|
|
|
«In der deutschen Hymne fließt kein Blut»
17. Jun 15:27
 |  WM-Besucher mit Deutschlandfahne | Foto: dpa |
|
Der Berliner Historiker Stölzl hält das
Deutschlandlied nicht für nationalistisch. Der Lehrerverband wies
Kritik an der Hymne als «querulantenhaft» zurück und verteidigte das
Lied als gute Tradition.
Die Forderung der Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft (GEW) nach einer neuen Nationalhymne ist bei deutschen
Lehrern auf empörte Ablehnung gestoßen. «Es wirkt lächerlich, wie die
GEW querulantenhaft alles in Misskredit bringen will, was in diesem
Land anerkannt ist und eine gute Tradition hat», sagte der Präsident
des Deutschen Lehrerverbands (DL), Josef Kraus. «Viele Lehrer in
Deutschland schütteln nur noch den Kopf, mit welch lächerlichen Ideen
sich diese so genannte Bildungsgewerkschaft meint profilieren zu
müssen.»
Auch der Berliner Historiker Christoph Stölzl
verteidigte das Deutschlandlied als eine «aus großer demokratischer
Tradition entstandene Hymne» gegen Vorwürfe des Nationalismus. Die
Wiedergewinnung des Liedes in der Bundesrepublik nach dem Krieg sei ein
«legitimer Teil der Erinnerung eines Volkes» gewesen, «gegen die bösen
Erinnerungen und der Schändung durch die Zwangsverbindung mit dem
Horst-Wessel-Lied der Nationalsozialisten». Das sei ein wichtiges
Zeichen für den demokratischen Neubeginn in Deutschland gewesen, sagte
Stölzl.
«Da fließt kein Blut»
 |  Christoph Stölzl | Foto: dpa |
|
Im übrigen sei der Inhalt des Deutschlandliedes im
Vergleich zu manchen anderen kämpferischen Nationalhymnen «sehr moderat
im Ton, da fließt kein Blut», erläuterte der langjährige Direktor des
Deutschen Historischen Museums in Berlin. Auch könnten die anderen
Nationen unterscheiden «zwischen historisch gewordenen Texten und der
aktuellen friedlichen Gesinnung» eines Volkes. Das zurzeit
allgegenwärtige Meer von schwarz-rot-goldenen Fahnen bei der Fußball-
Weltmeisterschaft findet Stölzl ebenfalls «völlig normal, mir gefällt
das». Das sei ein «normaler Flaggen-Code», wie er bei allen Völkern bei
feierlichen Stimmungen selbstverständlich sei. «Völker dürfen auch mal
festlich sein und nicht nur verbissen.»Ausgelöst hatte den
Hymnen-Streit die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). «Die
aktuelle Hymne ist belastet und passt nicht zu unserem Land», sagte der
Vorsitzende der GEW Hessen, Jochen Nagel, am Freitag. Darüber sei
dringend eine offene Debatte nötig. Diese Auffassung vertrete auch der
GEW-Bundesverband. «Wir dürfen nicht einfach den Deckel zu machen und
nicht mehr über die Vergangenheit reden.» Vielmehr benötige das Land
eine neue Hymne.
GEW im «Ideologiebunker»
 |  Josef Kraus | Foto: DLV |
|
Der Lehrerverband warf der GEW dagegen vor, «in ihrem
Ideologiebunker seit 1968 nichts hinzugelernt» zu haben. Sie habe «ganz
offenbar 57 Jahre Bundesrepublik samt Wiedervereinigung in Frieden und
Freiheit verschlafen», sagte DL-Präsident Kraus. «Die allergischen
Reaktionen der GEW gegen die deutsche Nationalhymne zeigen jedenfalls,
wie ewig gestrig sie ist.»Laut Angaben des Lehrerverbands haben
mittlerweile mehrere Kultusministerien eine Verbreitung des «Pamphlets»
der GEW gegen das Deutschlandlied in den Schulen untersagt. «Der DL
empfiehlt den Schulen vielmehr eine Diskussion mit den Schüler darüber,
welche Bedeutung ein aufgeklärter und weltoffener Patriotismus hat und
wie wichtig nationale Symbole, etwa Hymnen oder Fahnen, sind.» Die
Gewerkschaft hatte zuvor angekündigt, eine 1990 erschienene Broschüre
«Argumente gegen das Deutschlandlied» noch einmal aufzulegen und in
Schulen auszulegen. (nz)
|
| ANDERE ONLINE-MEDIEN ZUM THEMA:
|
WEITERE NACHRICHTEN IM WEB SUCHEN:


« Mehr aktuelle Nachrichten aus dem Ressort Deutschland |
|  | |  | |