/Kolitik/Exzerpte/'Das Kapital' BdI/Kapitel 9


Beschreibung

Team:

gu

Thema:

Karl Marx: Das Kapital I

Quelle:

Dietz Verlag Berlin 1961 10.Auflage

Art :

Exzerpt

Version:

1

Letzte bearbeitung:

September 00

Dritter Abschnitt

Der Umschlag des Kapitals

ACHTES KAPITEL

Der Arbeitstag

#150

In der Analyse des Produktionsprozess des Kapitals ist Marx an dieser Stelle bei einem Punkt angelangt, der sich mit einer sehr konkreten, fassbaren, für uns alle täglich in den unterschiedlichsten Facetten erlebbaren Form unseres Daseins befasst.

Dem Arbeitstag.

Bevor wir in die Darlegung Marxens zu dieser Thematik eintauchen, einen kurzen Blick auf den bisherigen Gang der Analyse. Dargestellt wurden die Bestimmungs- und Bewegungsmomente von Ware und Geld, die Verwandlung von Geld in Kapital und die Produktion des absoluten Mehrwerts, sowie die Mehrwertrate bzw. den Ausbeutungsgrad der Arbeitskraft.

"Die Summe der notwendigen Arbeit und der Mehrarbeit, der Zeitabschnitte, worin der Arbeiter den Ersatzwert seiner Arbeitskraft und den Mehrwert produziert, bildet die absolute Größe seiner Arbeitszeit - den Arbeitstag." 244

Marx kommt an dieser Stelle von der abstrakten Analyse zur konkreten historischen Verlaufsform des Kampfes um die Länge des Arbeitstags.


  1. Die Grenzen des Arbeitstages

S. 245

"Wir gingen von der Vorraussetzung aus, daß die Arbeitskraft zu ihrem Werte gekauft wird. Ihr Wert, wie der jeder anderen Ware, wird bestimmt durch die zu ihrer Produktion nötige Arbeitszeit."

SKIZZE a----------b----c a--------b-----c a------b------c

S.246

"Der Arbeitstag ist .. keine konstante, sondern eine variable Größe."

„Auf Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise kann die notwendige Arbeit .. immer nur einen Teil seines Arbeitstages bilden, der Arbeitstag sich also nie auf ein Minimum verkürzen.“

Es gibt allerdings eine doppelt bestimmte Maximalgrenze

S.247

Dem Kapitalisten, der die Arbeitskraft zu ihrem Tageswert gekauft hat, gehört der Gebrauchswert während dieses Arbeitstages

„Das Kapital (Die Seele des Kapitalisten ist die Kapitalseele) hat .. einen einzigen Lebenstrieb, den Trieb, sich zu verwerten, Mehrwert zu schaffen, mit seinem konstanten Teil, den Produktionsmitteln, die grösstmögliche Masse an Mehrarbeit einzusaugen.

Das Kapital ist verstorbene Arbeit, die sich nur vampyrmässig belebt durch Einsaugung lebendiger Arbeit und um so mehr lebt, je mehr sie davon einsaugt.“

"Der Kapitalist beruft sich ... auf das Gesetz des Warenaustausches."

S.248

Die Ware Arbeitskraft schafft in ihrem Gebrauch mehr Wert, als sie selbst kostet.

S.249

„Von ganz elastischen Schranken abgesehn, ergibt sich aus der Natur des Warenaustausches selbst keine Grenze des Arbeitstags, also keine Grenze der Mehrarbeit.“

Zwischen Kapitalist und Arbeiter findet ein Kampf statt. Recht wider Recht, da der Arbeiter als Verkäufer seiner Ware Arbeitskraft den Arbeitstag auf eine Normalgrösse beschränken will.

"Zwischen gleichen Rechten entscheidet die Gewalt.

Und so stellt sich in der Geschichte der kapitalistischen Produktion die Normierung des Arbeitstages als Kampf um die Schranken des Arbeitstages dar - ein Kampf zwischen dem Gesamtkapitalisten, d.h. der Klasse der Kapitalisten, und dem Gesamtarbeiter, oder der Arbeiterklasse."


S.249

2. Der Heisshunger nach Mehrarbeit, Fabrikant und Bojar

„Überall, wo ein Teil der Gesellschaft das Monopol der Produktionsmittel besitzt, muß der Arbeiter, frei oder unfrei, der zu seiner Selbsterhaltung notwendigen Arbeitszeit überschüssige Arbeitszeit zusetzen, um die Lebensmittel für den Eigner der Produktionsmittel zu produzieren."

Egal ob er Eigentümer der Produktionsmittel im alten Athen oder Rom oder als amerikanischer Sklavenhalter, walachischer Bojar, moderner Landlord oder als Kapitalist war bzw. ist.

S.250

„Indes ist klar, dass, wenn in einer ökonomischen Gesellschaftsformation nicht

der Tauschwert, sondern der Gebrauchswert des Produkts vorwiegt, die Mehrarbeit durch einen engern oder weitern Kreis von Bedürfnissen beschränkt ist, aber kein schrankenloses Bedürfnis nach Mehrarbeit aus dem Charakter der Produktion selbst entspringt.“

Solange für den Eigenbedarf produziert wurde war die Ausbeutung der Arbeitenden gemässigt. Sobald jedoch die Produkte für den Verkauf produziert wurden, gewann der Tod durch Überarbeitung eine offizielle Form.

"Es galt nun die Produktion des Mehrwerts selbst."

Hatte zu Zeiten der Fronarbeit die Mehrarbeit noch eine selbstständige, sinnlich wahrnehmbare Form, da der Arbeiter z.B. 3 tage in der Woche auf dem eigenen Acker für den Eigenbedarf produzierte, allerdings die anderen 3 Tage für den Fronherrn arbeiten musste, so verschwindet dieses offensichtliche Verhältnis im Kapitalismus.

S.255

„Krisen, worin die Produktion unterbrochen und nur „kurze Zeit“, nur während einiger Tage in der Woche, gearbeitet wird, ändern natürlich nichts an dem Trieb nach Verlängrung des Arbeitstags.

Je weniger Geschäfte gemacht werden, desto größer soll der Gewinn auf das gemachte Geschäft sein.

Je weniger Zeit gearbeitet werden kann, desto mehr Surplusarbeitszeit soll gearbeitet werden.“

S.258

„Der Arbeiter ist hier nichts mehr als personifizierte Arbeitszeit. Alle individuellen Unterschiede lösen sich auf in die von „Vollzeitler“ und „Halbzeitler“."

Entstanden sind diese Bezeichnungen für Arbeiter, die volle Zeit gearbeitet haben und für die Kinder unter 13 Jahren, die nur sechs Stunden arbeiten durften.


3. Englische Industriezweige ohne legale Schranke der Exploitation

S. 258

"Den Trieb nach Verlängrung des Arbeitstags, den Werwolfsheißhunger für Mehrarbeit, beobachten wir bisher auf einem Gebiet, wo maßlose Ausschreitungen, nicht übergipfelt, so sagt ein bürgerlicher englischer Ökonom, von den Grausamkeiten der Spanier gegen die Rothäute Amerikas, das Kapital endlich an die Kette gesetzlicher Regulation gelegt haben."

Es folgen Beispiele zur Aussaugung der Arbeitskraft.