eulengeld
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Bürgerliche Wissenschaft
oder
Aufhebung von Hand- & Kopfarbeit?

 

 

Einführung in die Warenkunde

Warenkunde umfasst bezüglich unserer Nahrungsmittel die verschiedensten Aspekte ihres Gebrauchswerts. Uns individuelle Konsumenten interessiert ihr Gebrauchswert als unabdingbare Grundlage unserer einfachen biologischen Erhaltung. Darüber hinaus ist das Essen, sind die Nahrungsmittel in einem breiten ideologischen Feld von hochneurotischen Befindlichkeiten angesiedelt. Deutschland bildet seit Jahrhunderten dessen Speerspitze; für viele Deutsche gilt bis auf den heutigen Tag: `Der Mensch ist, was er ißt´. Doch in These 1 belehrte uns das Kapital: „Gegessen wird, was auf den Tisch kommt!“

Der Ursprung der Nahrungsmittel aus der organischen Natur setzt den Gesichtspunkt der Hygiene an die erste Stelle der Nahrungsmittelkunde, unmittelbar nach ihren Inhaltsstoffen. Dies begründet sich damit, dass toxische Stoffklassen naturwüchsige Bestandteile von Lebensmitteln sind aufgrund universeller mikrobieller Symbiose jedes lebendigen Substrats, sowie ihrer leichten Verderblichkeit aufgrund fortlaufender degenerativer Stoffwechselprozesse nach Ernte und Schlachtung.

Da der Körper des Menschen selbst anfällig ist gegen Infektionen und massenhaft Seuchentote und Kriegsverletzte anfielen, entwickelte sich das Hospitalwesen und das militärische & amtliche Hygienewesen über lange geschichtliche Epochen und wurde im arabischen Handels-Großraum nach 800 n. Chr. zu großer Blüte gebracht. Hier und heute ist das staatliche Hygienewesen – wie in These 1 angedeutet – zuvorderst da für die Qualitätsabsicherung der in die industrielle Produktion zwecks kapital-produktiver Konsumtion eingehenden produzierten Waren des konstanten Kapitals (hier organische Arbeitsgegenstände des Ernährungsgewerbes & Gastronomie). Die Qualität dieser Waren, ihr Gebrauchswert, ist Resultat der jeweiligen Produktionsprozesse, in welche wiederum industrielle an- & organische Hilfs- & Rohstoffe sowie weitere Arbeitsmittel eingehen. Somit ist jenes Endprodukt, das in den Lebensmitteleinzelhandel & Gastronomie & in unsere individuelle Konsumtion gelangt, einem komplexen vielstufigen Produktionsprozess (inklusive Transport & Lagerhaltung) unterworfen.

Offensichtlich muss jede Qualitätsprüfung, jede wissenschaftlich-technische Qualitätsabsicherung getrennter privater Produktion Lücken in der Hygieneabsicherung unserer Lebensmittel haben, da gerade die Art und Weise der Produktion sowie die kombinierten Stoffklassen Betriebsgeheimnisse sind. Jene Lücken beweisen sich regelmäßig bei epidemischen Erkrankungen durch den Verzehr verdorbener Nahrungsmittel. Dass dies in gesteigertem Maße für alle anderen Aspekte der Lebensmittelkunde gilt, belegt die nicht abreißende Kette von in Lebensmitteln aufgefundenen gesundheitsgefährdenden Schadstoffklassen. Lebensmittelpanschereien sind nicht erst seit der Niederschrift des Neuen Testaments bekannt, sie sind Bestandteil 10.000 jähriger vorkapitalistischer Warenzirkulation. Systematische Beimengungen minderer Zuschlagstoffe wurden schon in These 1 erwähnt. Heute auf diese Weise hochtoxischen chemischen Sondermüll zu beseitigen, ist wegen der Profitmargen nur konsequent. Dies zur Regel für die Lebensmittelproduktion erklären, verdeckt allerdings nur die Problemlagen. Letztlich verweist uns die Warenkunde auf den wissenschaftlich-technischen Stand der Produktion.

Zur Geschichte der Naturwissenschaften

Die Wissenschaften sind selbst das Produkt der materiellen Produktion. Es ist seit 30 Jahren in der kritischen Kritik Mode, die formale Logik und mathematische Abstraktionen, beziehungsweise jede geistige Arbeit unter Rückgriff auf Sohn-Rethel als der Warenform entsprungene Denkform – als destruktiv – zu verkürzen. In Wirklichkeit ist der Inhalt des wissenschaftlichen Denkens die Arbeit als die Vermittlung des Stoffwechselprozesses Mensch – Natur. Dieses Verhältnis von Form und Inhalt des Denkens ist durch historisch vorgängige Praxis bedingt und bestimmt. So verweist Marx darauf, dass auf Grund der Erfahrungen des vorkapitalistischen Mühlenbetriebs die Gesetze der Mechanik formulierbar wurden – und zwar erst zu jenem Zeitpunkt, wo die Technologie der Renaissance jener bedurfte.

Die Wissenschaften entfalteten sich erst auf der hohen gesellschaftlichen Stufenleiter der kapitalistischen Form der Produktion, da hier das isolierte Erfahrungswissen voneinander unabhängig arbeitender vorkapitalistischer Warenproduzenten umschlägt zu vereinheitlichtem regelmäßig angewandtem gesellschaftlichem Produktionswissen. Jene kapitalistisch erzwungene Kooperation von Milliarden Arbeitskräften zeigt erst jene Potenz der Gattung Mensch auf, wie sie sich uns im Mythos des Turmbaus zu Babel ankündigt.

Die 5000 Jahre alten Pyramidenbauten & Wasserbauprojekte jener Epoche beruhten auf der einfachen Kooperation großer Sklavenheere. Die bis zum algebraischen Abstraktionsgrad vorstoßenden Buchführungs- & Rechenschulen der damaligen zentralen Planungs- & Handelswirtschaften sind uns auf babylonischen Tontäfelchen und ägyptischen Papyrusrollen schriftlich überliefert und verweisen auf vorgängige arithmetische Kenntnisse des Warenhandels des indischen Subkontinents und des südchinesischen Meeresraums. (Helmuth Gericke, Mathe-matik in Antike und Orient, Verlag Fourier) Mit der Herausbildung jener Sklavenhalter-Klassengesellschaften antiker Staatsgründungen geht die historische Trennung von Hand und Kopfarbeit einher. Mit der Umwandlung der verschiedenen Produktionszweige in kapitalistische Warenproduktion differenzierte sich die 5000 jährige Naturphilosophie zu den verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen. Ihre Aufgabe besteht darin, die Gesetzmäßigkeiten von natürlichen und von Menschenhand erzeugten "künstlichen" Phänomen aufzuspüren, so dass diese Eigenschaften nutzbar im Arbeitsprozess eingesetzt werden können. Dass sich auf dem Wege der Entfaltung der Naturwissenschaften gravierende Unterschiede in der Erforschung der anorganischen zur organischen Natur ergeben, liegt an der komplexeren Organisation der lebenden Materie. Die Wissenschaften der organischen Natur bauen entsprechend auf jenen der anorganischen Natur sowohl historisch als inhaltlich auf. Vom Blickwinkel der Reproduktion des Kapitals in Agrikultur und verarbeitendem Gewerbe akzentuiert Marx um 1860 den Unterschied wie folgt:

„Ist die Zusammensetzung des Kapitals in der eigentlichen Agrikultur niedriger als die des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals, so würde dies prima facie ausdrücken, daß in Ländern entwickelter Produktion die Agrikultur nicht in demselben Grade fortgeschritten ist wie die verarbeitende Industrie. Solche Tatsache würde, von allen andren und z. T. entscheidenden ökonomischen Umständen abgesehn, sich schon aus der frühern und raschern Entwicklung der mechanischen Wissenschaften, und namentlich ihrer Anwendung, verglichen mit der spätern und z. T. ganz jungen Entwicklung der Chemie, Geologie und Physiologie, und namentlich wieder ihrer Anwendung auf die Agrikultur erklären.“ MEW Bd. 25, S. 767f

150 Jahre Forschung seither haben das Nachhängen der Bio-Wissenschaften hinter den Wissenschaften der anorganischen Natur noch verstärkt, da der Grad ihrer Komplexität unüberschaubar wird. Die Wahrheit einer naturwissenschaftlichen Theorie beweist sich nämlich (nicht nur) im Kapitalismus erst im Reproduktionsprozess des industriellen Kapitals, der laufenden Ersparnis von Arbeitszeit für die Produktion der Waren durch Verbesserung der Produktionsmittel, also (neuen) Produkten für die produktive & individuelle Konsumtion. Die Versprechungen der bio- & gentechnologischen Forschung stehen beispielhaft für die Problemlage der modernen bio-logischen Forschung. Sie erwiesen sich als cleverer Geschäftsbluff, um die Aktien jener Biotech-Firmen in der Boomphase (1998-2000) des industriellen Zyklus in phantastische Höhen zu treiben. Im bisherigen Tiefpunkt der Krise 01-02 sind sie (einschließlich Pharma- & Pflanzen-schutzmittelkonzerne) alle abgestürzt, da sich ihre Forschungsergebnisse als unprofitabel herausstellen, weil sich mit dem tieferen wissenschaftlichen Eindringen in die Natur der Zeitraum der Forschung, Entwicklung, Erprobung und Zulassung durch die Behörden bis zum verkauften Massenprodukt immer mehr ausdehnen (gegenwärtig bis zu 12 Jahre).

.. „In demselben Maße, wie die Arbeitszeit — das bloße Quantum Arbeit — durch das Kapital als einziges wertbestimmendes Element gesetzt wird, in demselben Maße verschwindet die unmittelbare Arbeit und ihre Quantität als das bestimmende Prinzip der Produktion — der Schöpfung von Gebrauchswerten und wird sowohl quantitativ zu einer geringern Proportion herabgesetzt wie qualitativ als ein zwar unentbehrliches, aber subalternes Moment gegen die allgemeine wissenschaftliche Arbeit, technologische Anwendung der Naturwissenschaften nach der einen Seite, wie [gegen die] aus der gesellschaft­lichen Gliederung in der Gesamtproduktion hervorgehende allgemeine Pro­duktivkraft — die als Naturgabe der gesellschaftlichen Arbeit (obgleich histo­risches Produkt) erscheint. Das Kapital arbeitet so an seiner eignen Auflösung als die Produktion beherrschende Form." MEW 42, S.593

Bürgerliche Wissenschaft und Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit

Wissen schaffen ist allgemeine Arbeit und das geschaffene Produkt gesellschaftliches Wissen. Die Wissenschaft als allgemeine Arbeit ist der charakteristische Ausdruck hocharbeitsteiliger gesellschaftlicher Produktion auf großer Stufenleiter. Sie selbst erscheint wie die produzierten Forschungsergebnisse als Entwicklungsform des Kapitals. Ebenso stellen sich sämtliche Momente der gesellschaftlichen Produktivkräfte als Eigenschaften des Kapitals dar: alle gesellschaftlich entwickelte Arbeit; die einzelbetriebliche & gesellschaftliche Kooperation als Synthese der Formen der Teilung der Arbeit; die Maschinerie als materielle Grundlage des Fabriksystems.

..“in der Form, wie das Produkt produziert wird, und in Verhältnissen, worin es produziert wird, ist schon so gesetzt, daß es nur produziert ist als Träger von Wert und sein Gebrauchswert nur als Bedingung hierfür. Die vergegenständlichte Arbeit erscheint in der Maschine unmittelbar selbst nicht nur in der Form des Produkts oder des als Arbeitsmittels angewandten Produkts, sondern der Produktivkraft selbst. Die Entwicklung des Arbeitsmittels zur Maschinerie ist nicht zufällig für das Kapital, sondern ist die historische Umgestaltung des traditionell überkommnen Arbeitsmittels als dem Kapital adäquat umgewandelt. Die Akkumulation des Wissens und des Geschicks, der allgemeinen Produktivkräfte des gesellschaftlichen Hirns, ist so der Arbeit gegenüber absorbiert in dem Kapital und erscheint daher als Eigenschaft des Kapitals, und bestimmter des Capital fixe, soweit es als eigentliches Produktionsmittel in den Produktionsprozeß eintritt.“ Marx, MEW 42, S. 594
..“ Insofern ferner die Maschinerie sich entwickelt mit der Akkumulation der gesellschaftlichen Wissenschaft, Produktivkraft überhaupt, ist es nicht in dem Arbeiter, sondern im Kapital, daß sich die allgemein gesellschaftliche Arbeit darstellt. Die Produktivkraft der Gesellschaft ist gemessen an dem Capital fixe, existiert in ihm in gegenständlicher Form, und umgekehrt entwickelt sich die Produktivkraft des Kapitals mit diesem allgemeinen Fortschritt, den das Kapital sich gratis aneignet. Es ist hier nicht in die Entwicklung der Maschinerie en detail einzugehn; sondern nur nach der allgemeinen Seite hin; soweit im Capital fixe das Arbeitsmittel, nach seiner stofflichen Seite, seine unmittelbare Form verliert und stofflich dem Arbeiter als Kapital gegenübertritt. Das Wissen erscheint in der Maschinerie als fremdes außer ihm; und die lebendige Arbeit subsumiert unter die selbständig wirkende vergegenständlichte. Der Arbeiter erscheint als überflüssig, soweit nur seine Aktion nicht bedingt ist durch die Bedürfnisse [des Kapitals].“ Marx, MEW 42, S. 595

Die zentrale Stelle der Naturwissenschaften im Kapitalismus verdankt sich ihrer Funktion zur Flüssigmachung von zusätzlicher unbezahlter Mehrarbeit durch die Erhöhung der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit. Hierdurch verkürzt sich die notwendige Arbeitzeit, in der der Lohnsklave das Wert-Äquivalent für seinen Lohn schafft. Mit der quantitativen Ausdehnung der Kapitalakkumulation verstärkt sich diese Hebelwirkung der Wissenschaften. Sie schlagen um zu Technologie und werden zur stärksten Produktivkraft. Sie wälzen die Produktionsverhältnisse innerhalb der kapitalistischen Form durch Konzentration der großen Einzelkapitalen mit großen Profitmassen und niedrigen Profitraten, sowie durch Zentralisation der Einzelkapitale durch Aufkauf der kleinen und mittleren Kapitalen um, wenn diese ihrer Entwicklung im Wege stehen. Dies verläuft unter Aller Augen heute in den unterschiedlichsten Formen.

Die großen globalen Einzelkapitale reorganisieren ihre technische und arbeitsorganisatorische Zusammensetzung wie in jeder Krise aufs Neue. Veraltete Produktionsanlagen werden geschlossen, die gesellschaftliche Arbeitsteilung wird auf neuem Produktivkraftniveau der gesellschaftlichen Arbeit umgewälzt. Die Einzelkapitale bezeichnen dies heute als Operieren auf ihren "Kernfeldern" und kaufen dortige Konkurrenten auf. Hierdurch werden neben Einsparungen im Verwaltungsapparat vor allem Forschungsabteilungen zusammengelegt und vorherige teure doppelte, parallele Forschung vermieden (Paradebeispiel 2001: Bayer AG übernimmt die Pflanzenschutzsparte von Aventis [vormals Höchst AG]). Denn mit der Entfaltung der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit übertreffen die Kosten der Forschung und Entwicklung jene der Produktion in zunehmendem Maße.

„Die Aneignung der lebendigen Arbeit durch das Kapital erhält in der Maschinerie auch nach dieser Seite hin eine unmittelbare Realität: Es ist einerseits direkt aus der Wissenschaft entspringende Analyse und Anwendung mechanischer und chemischer Gesetze, welche die Maschine befähigt, dieselbe Arbeit zu verrichten, die früher der Arbeiter verrichtete. Die Entwicklung der Maschinerie auf diesem Weg tritt jedoch erst ein, sobald die große Industrie schon höhre Stufe erreicht hat und die sämtlichen Wissenschaften in den Dienst des Kapitals gefangen genommen sind; andrerseits die vorhandne Maschinerie selbst schon große Ressourcen gewährt. Die Erfindung wird dann ein Geschäft und die Anwendung der Wissenschaft auf die unmittelbare Pro­duktion selbst ein für sie bestimmender und sie sollizitierender Gesichtspunkt.“ MEW 42, S. 599f

Die Schwierigkeiten erweiterter Reproduktion des Kapitals auf Basis der laufenden Entwicklung der Wissenschaft zeigen sich exemplarisch in der jetzigen Phase des industriellen Krisenzyklus des Weltmarkts. Allgemein gilt nach Marxens Analyse, dass der erste Bau einer Maschinerie ungleich höhere Kosten erfordert als ihre Reproduktion und dass diejenigen Einzelkapitale, die ihre Produktion auf neue Erfindungen gründen, regelmäßig untergehen. (s. MEW 25, Seite 113f, http://www.marxists.org/ ). Paradebeispiele sind der verflossene so genannte Internetboom und der eben angedeutete BiotechBoom. Sie konnten nur in diesem Umfang Forschung und Entwicklung und Produktion aufziehen, weil in der Hochphase eines jeden Krisenzyklus der Kredit ausgedehnt und überschüssiges Geldkapital regelmäßig spekulativ in jene sich neu bildenden Einzelkapitalen angelegt wird in der Hoffnung auf Profit & steigende Aktienkurse. Diese brechen in den Phasen rascher Stockung und Krise massenhaft weg, wo der Kredit versiegt und die Spekulation umschlägt in Geldkrise und jene jungen Einzelkapitale zunächst zahlungsunfähig und dann für nen Appel und Ei aufgekauft werden. Erst in aufsteigenden Phasen des nachfolgenden industriellen Krisenzyklus (Gesamtdauer ca. 10 Jahre) machen die Folgefirmen auf Basis des dann viel geringeren Kapitalstocks erstmals Profite.

Vorstehende Einführung in die Zentralfunktion der kapitalistischen Forschung deutet an, dass die Objektivität der bürgerlichen Wissenschaftler ein vom Kapital abgeleiteter Mythos und ihre Forschung vielmehr den bourgeoisen Klasseninteressen der relativen Mehrwertproduktion untergeordnet ist. Sie dienen der Produktion kapitalistischer Waren, welche von allen Kapitalisten solange wegen ihres Tauschwerts und nicht Gebrauchswerts produziert werden, wie sie sich gut verkaufen. Erst wenn der öffentliche Druck der individuellen Konsumenten auf Grund des schädigenden Gebrauchswerts jener Waren die staatlichen Stellen zwingt, einzuschreiten und/oder hohe Schadensansprüche zu erwarten sind, wird ihre Produktion eingestellt. Die Beherrschung des Gebrauchswerts der kapitalistischen Waren durch ihren Tauschwert lässt sich innerhalb des Kapitalismus nicht abschaffen, da jener Warenwert sogleich einen durchschnittlichen Anteil von Profit enthält – dem Selbstzweck dieser Produktionsweise.

Welche Qualitätsminderungen der zum Zweck des Profits hergestellten Arbeitsprodukte sind der kapitalistischen Form der Produktivkräfte geschuldet und welche nicht? Dass diese Produktionsweise die Gebrauchswertseite der Arbeitsprodukte, also ihre Qualität, tangiert, steht außer Frage. Diejenigen, die allerdings das Kind mit dem Bade ausschütten und da meinen, der Gebrauchswert kapitalistischer Waren sei verschwunden im Tauschwert, die irren. Sie verwechseln die tatsächliche individuelle Bedürfnisvermittlung mittels des Gebrauchswerts der Ware mit der kapitalistischen Form der Bedürfnisbefriedigung – letztere gilt es in der proletarischen Umwälzung der Verkehrsverhältnisse abzustreifen, ersterer Inhalt gilt es aufzuheben von der gesellschaftlichen Produktionsseite der sich assoziierenden Produzenten her und nicht von der individuellen Konsumtionsseite. Erst dann wird sich des kritischen Kritikers Vorurteil praktisch widerlegen, die dann untergegangene kapitalistische Produktionsweise habe dem Durchschnitt nach nur qualitativen Schund produziert.

Einstimmung in den Problemkomplex BSE

Mit dieser allgemeinen Einstimmung in die Wissenschaften als kapitalistische Technologie relativer Mehrwertproduktion steht nun die Frage, auf welche Problemlage der Warenkunde sie beim BSE-Komplex stoßen:

Es ist eine schon länger bekannte Tatsache, dass es bei alten Menschen und Nutztieren – bisher zu mindestens Rind & Schaf – Krankheitsbilder gibt, bei denen das zentrale Nervensystem samt dem oberen Abschnitt des Rückenmarks schwammartig fibrös verändert ist. Nachdem diese Krankheit seit Mitte der 80er Jahre in England gehäuft bei Rindern auftrat (und mit BSE bezeichnet wurde) und einige junge Menschen an einer neuen Variante der Creutzfeldt-Jacob-Krankheit (nvCJK) starben, erhöhte sich der gesellschaftliche Druck, den Phänomenen nachzugehen. Denn sofort stand die Frage im Raum, ob die Erkrankungen bei jungen Menschen durch den Verzehr von BSE-befallenem Rindfleisch ausgelöst werden können (s. allgemein das Institut für Ernährungswissenschaften http://www.uni-giessen.de/nutriinfo/bseextra.htm ).

Wir gelangen nun zu einer der typischen wissenschaftlichen Problemstellungen heutiger Warenkunde – welche auch die kommunistische Produktionsweise nicht nur erben, sondern immer begleiten wird. Nicht mehr die grobstoffliche artspezifische Zusammensetzung der Nahrungsmittel steht zur Erforschung. Alle wichtigen Grundnahrungsmittel sind inzwischen bezüglich ihrer nährenden Grundstoffe Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße und vieler Begleitstoffe klassifiziert. Als Rohstoffbasis des Ernährungsgewerbes werden sie der Regel nach von spezialisierten Labors laufend stichprobenmäßig kontrolliert, sowohl nach ihren spezifischen Inhaltsstoffen als nach weiteren Stoffklassen. Heute geht es in der Warenkunde (wohlgemerkt: an der hier behandelten Stelle geht es nicht um den Blickwinkel der wissenschaftlich geleiteten Entwicklung neuer Waren) vorrangig um die Erfassung von Stoffklassen, die sich im Naturkreislauf verteilen und die auf Tier und Mensch toxisch wirken. Im vorliegenden Falle geht es um BSE-infiziertes Material, welches in Nahrungsmittel, aber auch in Arzneimittel, einschließlich Impfstoffen, gelangt sein könnte. Da wir hierüber kaum etwas wissen, gehen wir zunächst zurück in die Geschichte.

Exkurs: Zur Geschichte der

halogenierten

Kohlenwasserstoffe

Um die BSE-Problemstellung angemessen zu erörtern, gehen wir zunächst in die Geschichte der kapitalistischen agrochemischen Industrie zurück. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts zeitigte der nur 15 jährige massive Einsatz chlorierter Kohlenwasserstoffe als Insektizide in der kapitalistischen Landwirtschaft der USA Folgen dergestalt, dass u.a. der Vogelgesang verstummte. Exemplarisch führte das Buch "Der stumme Frühling" die neue Qualität der Zerstörung überkommener Agrikulturkreisläufe durch den Einsatz neuer Stoffklassen drastisch vor Augen entsprechend der Tendenz, welche Marxens Zitat zur Agrikultur 1866 resümierte (siehe den Thesen vorangestelltes Eingangszitat) (Die Situationiste Internationale schreibt dies 1972 in ihrer eigenen Weise fort in ihrer Broschüre: `Die wirkliche Spaltung der Internationale´. These 15 & 16 führt die `Naturverseuchung´ als kumulative Wirklichkeit einer Produktion zurück, die der Nützlichkeit und Schädlichkeit gegenüber gleichgültig sein muss}

In den 1970er Jahren begann daraufhin die hohe Zeit der Bürgerinitiativen und Verbraucherverbände der ideellen kleinbürgerlichen Zwischenschichten. Ihre Stellung im gesellschaftlichen Reproduktionsprozess – gerade auch im Wissenschaftsbetrieb – gab ihren Forderungen Gewicht. Sie trieben in ihrer moralinsauren Art die Gesellschaft zum Einsatz von labortechnischen Verfahren, welche nach und nach jene toxischen Schadstoffklassen in Konsumgütern analytisch zu erfassen, zu isolieren, quantitätsmäßig zu bestimmen vermochten, welche gerade zufällig in Verdacht gerieten, beim Menschen Krankheiten zu erzeugen.

So gerieten die halogenierten (vor allem chlorierte und bromierte) Kohlenwasserstoffe in den 70er Jahren ins wissenschaftliche Visier, weil sie in Verdacht standen, erbgutschädigend (mutagen) und krebserregend (karzinogen) zu sein. Insbesondere mehrfach halogenierte zyklische Kohlenwasser-stoffe – wie Dioxine und Furane als unvermeidbare Nebenprodukte der chemischen Synthese – kamen durch die industriellen Unfälle in Seveso und Bophal und vor allem durch den Einsatz von „agent orange" als Entlaubungsmittel im Vietnamkrieg zu tragischem geschichtlichen Ruhm. Heute werden diese Stoffklassen nur noch in unterentwickelten Staaten produziert und angewandt und kommen über die importierten Nahrungsmittel zu uns zurück. Es war nicht einfach, den massenhaften Einsatz dieser Stoffklassen gegen die Interessen der Chemieindustrie und Agrarlobby zu reduzieren und zu ersetzen. Denn erst die Entwicklung und profitable Produktion organischer Phosphorverbindungen als Ersatz-Wirkstoffe ermöglichte den Wechsel zu deren Massenanwendung in der Agrikultur.

Halogenierte Kohlenwasserstoffe sind verfahrenstechnisch einfach zu produzieren. Sie w(e)urden als Pestizide & zur Parasitenbekämpfung bei Tier & Mensch eingesetzt, sowie z.B. universell überall, wo Fett gelöst werden muss. So wurde in der Metallindustrie der BRD jede Oberfläche bis weit in die 90er Jahre hiermit entfettet, genauso wie die Kleider in der chemischen Reinigung. Die Ölmühlen (z.B. Margarine-Industrie) setz(t)en sie ein zur Trennung der pflanzlichen Fette (von Soja etc) von den übrigen Ölsaaten-Bestandteilen. Andere Beispiele sind ihre Beimischung in Kühlmittel für Transformatoren oder Kühlgeräten (letztere mit dem Halogen Fluor). Die Baustoffindustrie bedient sich teilweise heute noch der Chlorchemie (z.B. PVC). Lösungsmittel in Farben und Klebern ruinierten das Nervensystem einer ganzen Generation des Malerhandwerks. Bromierte Arzneimittel gerieten in Verdacht, irreversible Veränderungen des Gehirns zu verursachen.

Genug der Beispiele. Zumindest müßte die Andeutung der Breite des Spektrums des Einsatzes dieser Stoffklasse – deren Entwicklung ihren geschichtlichen Anfang in der organischen Chemie der deutschen Kriegswirtschaft des 1. Weltkrieges hat – deutlich machen, wie sehr die kritische Erfassung dieser Stoffklassen analytisch & labortechnisch nachläufig ist in ihrer Produktion und ihrem Einsatz, welcher erst später seine krankmachenden Auswirkungen auf den Menschen im Masseneinsatz zeitigt.

Dieser Aufriss deutet die warenkundliche Problemlage mit Halogen-Kohlenwasserstoffen kontaminierten Waren der Nahrungs- und allgemein Konsummittel des variablen Kapitals an. Ebenso verhält es sich mit zig anderen toxischen Stoffklassen und Rohstoffklassen der als konstantes Kapital produzierten Waren. Zum Beispiel mit Schwermetallen und radioaktiven Elementen und vor allem mit den Stoffklassen der Arzneimittel und Nahrungsmittelzusätzen kontaminierten landwirtschaftlichen Rohstoffen. Jedes Mal, wenn ein neues oder variiertes Krankheitsbild klinisch auftaucht, wird es durch Ausschlussverfahren ähnlichen Krankheitsbildern zugeordnet und von ihnen unterschieden. Führt die Unterscheidung zu anderen – bisher unverdächtigen – verursachenden Stoffklassen, so setzt sich nach und nach – gezwungenermaßen aus Gründen der Produkthaftung – die Notwendigkeit der Spezifizierung der Grundlagenforschung gesellschaftlich durch. Dabei sind die Wechselwirkungen der Abbauprodukte der eingesetzten Stoffklassen im Stoffwechsel der Patienten noch vollständig unerforscht. (wissenschaftstheoretische Zwischenbemerkung: bestimmen heißt negieren! – determinatio est negatio! – dies war Spinozas philosophische Einsicht in das wissenschaftliche Denken und wurde von Hegel im System des objektiven Idealismus ausgebaut. Dessen verkürzt logisch auf den Begriff bringen des Geschichtsprozesses wurde von Marx und Engels in enger Kooperation geistiger Arbeit historisch-materialistisch gewendet zur seinsgemäßen [=gesellschaftlich-ontologischen] Einsicht in die Totalität des Geschichtsprozesses: "Alle Wissenschaft ist die Wissenschaft von der Geschichte")

Geht man von produzierten Waren und deren Konsumenten zu deren grundlegenden Biosphäre der anorganischen & organischen Natur über, so haben uns 40 Jahre Chlorchemie belehrt, dass die Naturkreisläufe von Wasser & Luft tatsächlich global sind. Chlorchemie-Produkte finden sich im Fettgewebe der Tierarten beider Polkappen der Erde. Erschreckt stellte man vor ein paar Jahren fest, dass das synthetische Moschusöl, obwohl nur in kleinen Mengen für die neue maskuline Parfümerie produziert, im Fettgewebe frei lebender Forellen der Lüneburger Heide und der finnischen Seenplatte zu finden war. Es ist nicht übertrieben, zu sagen, dass im globalen Ökosystem Boden, Wasser, Luft eine nicht-abzählbare Anzahl toxischer Stoffklassen überall zu finden sind, nach denen denn ernsthaft geforscht würde.

Hunderttausende unterschiedliche chemische Verbindungen sind im 20. Jahrhundert in den Kreislauf der Natur eingetragen worden. Sie sind von menschlicher Hand produziert und für biologische Stoffwechselprozesse künstlich in dem Sinne, dass die biochemischen Prozesse z.B. des menschlichen Körpers, der verzehrten Pflanzen und Tiere diese Stoffklassen nicht abbauen können. Daher werden solche Stoffklassen in lebenden Individuen vor allem höherer Wirbeltiere als Endglieder der Nahrungskette angereichert. Schon das Ökosystem Boden selbst ist dem Selektionsdruck erlegen, den die artifiziellen Stoffklassen auf jene Bodenorganismen ausüben, die sich von anderen Organismen ernähren. Die nützlichen Arten werden reduziert, wogegen die niedrigen Arten sich mutagen den Pestiziden anpassen, sich wegen der Ausschaltung ihrer Vertilger vermehren und so erst pflanzenschädigend werden (Reduktion der Anzahl der Arten von Bodenlebewesen eines durchschnittlichen mitteleuropäischen Ackerbodens: von ca. 55.000 auf unter 7.000).

Anzunehmen ist, dass viele toxische Stoffklassen in biologischer Wechselwirkung modifiziert werden, so dass wir heute von einem zunehmend unübersichtlichen globalen toxischen Stoffgemisch ausgehen müssen. Allein die menschlichen Exkremente und somit die Wasserkreisläufe sind mit einem Arzneimittel-Stoffwechsel-Cocktail angereichert, gegen die Rückstände von Antibiotika in der Tierproduktion harmlos einseitig erscheinen. Und es grenzt an tatsächliches biologisches Wunder, dass unsere Körper als laufend akkumulierende Sondermülldeponien überhaupt einen einzigen Tag durchhalten – offenbar ist der Grad der Anpassungsfähigkeit der Reorganisationsmechanismen lebendiger Materie gegenüber Unwelteinflüssen hoch. Die EU-Kommission zollte unter anderem der umfassenden Kontamination der Biosphäre mit einer unübersehbaren Anzahl von toxischen Stoffklassen zynische Anerkennung, als sie Anfang der 90er Jahre zur Begründung der Notwendigkeit eines eigenständigen europäischen Human-Genomprojekts erklärte, dass die universelle Verseuchung der Biosphäre tendenziell die Modifizierung und Auswahl schadstoff-resistenten menschlichen Genmaterials erforderlich macht.

Zur Eingrenzung des Phänomens BSE

Es erweist sich beim BSE-Komplex wieder einmal als notwendig, Teile des wissenschaftlichen Apparats als Abteilung des gesellschaftlichen Gesamtarbeiters auf ein Terrain zu werfen, wo vorher nur einzelne Wissenschaftler tätig waren, im vorliegenden Falle z.B. Veterinäre, Pathologen zur Gewebeentnahme und dessen Untersuchung. Für die öffentlich finanzierte Forschung bedeutet dies, dass sie ihre Wissenschaftlerteams umgruppieren und zusätzliche Aufgaben übernehmen muss, um den wirtschaftlichen Schaden aller beteiligten Industriezweige zu minimieren und die Gesundheit der Bevölkerung nicht weiterhin zu gefährden. Das Robert Koch Institut listet z.B. auf seiner Webseite bundeseigene Forschungsinstitutionen auf, die nun auch BSE-Abteilungen einrichten http://www.rki.de/INFEKT/BSE/BSE.HTM?BSE_SEL.HTM&0 . Wie in ähnlich gelagerten Fällen – z.B. AIDS – wird die angemessene materielle und personelle Ausstattung des Forschungsgebietes seit 1986, dem Beginn der epidemischen BSE-Phase, durch unterschiedliche wirtschaftliche & politische Sonderinteressen verzögert und blockiert.

Die Eröffnung des spezifischen wissenschaftlichen Gebiets "BSE" ist ein prägnantes Beispiel dafür, welche Problemstellungen die wissenschaftliche Heraustreibung der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit im Agrar- und Ernährungsgewerbe mit sich gebracht hat. Die sachlichen Forschungsbedingungen erscheinen nicht dem Wissenschaftler subsumiert, sondern er ist ihnen subsumiert, er wendet sie nicht an, sondern das Laboratorium wendet ihn an. Sie sind nicht Mittel für ihn, wissenschaftliche Erkenntnisse zum Allgemeinwohl zu produzieren, sondern um die bourgeoisen Klasseninteressen gesamtgesellschaftlicher Kapitalreproduktion auf erweiterter Stufenleiter abzusichern.

Die Tätigkeit des Arbeiters, auf eine bloße Abstraktion der Tätigkeit beschränkt, ist nach allen Seiten hin bestimmt und geregelt durch die Bewegung der Maschinerie, nicht umgekehrt. Die Wis­senschaft, die die unbelebten Glieder der Maschinerie zwingt, durch ihre Konstruktion zweckgemäß als Automat zu wirken, existiert nicht im Bewußt­sein des Arbeiters, sondern wirkt durch die Maschine als fremde Macht auf ihn, als Macht der Maschine selbst. MEW 42, S.593

Die wissenschaftliche Hauptarbeitshypothese beim BSE-Komplex ist zur Zeit, dass Prionen – zelluläre Glycoproteine, welche Bestandteil jedweder Nervenzellenmembran sind – ihre Raumstruktur modifizieren und die Fähigkeit besitzen, dies quasi-infektiös bei anderen Prionmolekülen artschranken-durchbrechend zu bewirken. Die Bearbeitung dieser molekular-biologischen Fragestellungen umfasst sämtliche Gebiete der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung und steckt noch vollständig in den Kinderschuhen, als blinder Maulwurf der Geschichte der gesellschaftlichen Arbeit. Hierbei wird, wie immer in der Geschichte der Arbeit, das Rad nicht neu erfunden, sondern die bisherigen Gebiete werden durch ständige Neukombination der gesellschaftlichen Teilung und Kooperation der Arbeit erweitert, Akzente werden verschoben, neue Spezialgebiete werden aufgeworfen durch praktische Problemlagen á la BSE: das heutige Menschengeschlecht steht auf den Schultern der vergangenen Geschlechter.

Akzeptieren wir zunächst diese Prion-Theorie, um die warenkundliche Problemlage kapitalistischer Agrarindustrie unter Einbeziehung der vorher beleuchteten Teiltotalität toxischer Stoffklassen allgemeiner zu erfassen. Wir haben es nach der herrschenden Arbeitshypothese zu BSE also ebenfalls mit einer toxischen Stoffklasse zu tun. Falls sich bezüglich BSE diese Prion-Theorie samt Eintragung dieser Stoffklasse durch tierische Futtermittelzusätze zukünftig (unerwarteter Weise) als richtig erweisen sollte, so wird es sich mit diesem Eiweißmolekül ähnlich wie bei obig beschriebenen toxischen Stoffklassen verhalten, was seine allmähliche Verteilung in der Biosphäre angeht.

Die herrschende haftpflichtmäßige Absicherung gegen toxische Schadstoffe in Nahrungsmitteln, aber auch den meisten Rohstoffen kapitalistischer Warenproduktion, erfolgt durch rechtlich abgesicherte Grenzwerte für die einzelnen toxischen Stoffklassen und Produkte. Produkte, die unterhalb dieser Grenzwerte belastet sind, werden als unbedenklich zum Verzehr deklariert. Doch der Kampf um die Herabsetzung der Grenzwerte für Schadstoffklassen in den 70er und 80er Jahre zeigte exemplarisch bezüglich des Nitratgehalts im Trinkwasser und den inkorporierbaren radioaktiven Isotopen nach Tschernobyl, dass Wirtschaftsinteressen höher stehen, als Gesundheitsfragen. Oder anders ausgedrückt, würden letztere im Vordergrund stehen, so hätte die herrschende Klasse ihren Offenbarungseid zu leisten, da die private Aneignung der gesellschaftlichen Produktion die Destruktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit zusehends dynamisiert.

Bezüglich des Gehalts von "infektiösen" Prionen in Nahrungsmitteln etc. bleibt nach Vorstehendem nichts anderes übrig, als ebenfalls Grenzwerte festzulegen, Null-Toleranz ist Fiktion. Dass umgekehrt niedrige Grenzwerte vor gesundheitlichen Risiken schützen, wird irgendwann ebenfalls als klassenbedingte wissenschaftliche Mär in die Geschichte eingehen. In den frühen 60er Jahren führte nämlich der hierfür wissenschaftlich geächtete US-Forscher Sternglass in Los Alamos auf eigene Faust unerlaubterweise großflächige (Nordamerika und Nordeuropa) epidemiologische Untersuchungen durch bezüglich eventueller Veränderungen der Häufigkeit und Verteilung von Leukämie nach den Atombombenversuchen der USA. Seine Ergebnisse sind beunruhigend bis zum heutigen Tag: der entsprechend der Hauptwindrichtungen verteilte Atombombenfallout verursachte trotz minimaler inkorporierter Dosis statistisch signifikante Erhöhung verschiedener Krebsraten. Erst in den 90er Jahren wurden die Folgen des Atombombenfallouts in den USA öffentliches Thema.

Grundfunktion normal verteilter natürlicher & gesellschaftlicher Phänomene

Zur zentralen methodologischen Stellung der Epidemiologie im Gebäude der Wissenschaft

Wesentliche Fragen nach Ursache, Übertragung, Ausbreitung dessen, was mit BSE bezeichnet wird, sind bei den gängigen Arbeitshypothesen zu BSE bisher nicht formulierbar. Als Voraussetzung müsste die spezifische epidemiologische Auswertung des vorhandenen statistischen Materials (siehe u.a. Bundesamt für Statistik) vorangetrieben und Blindstellen statistischer Erhebungen erkannt und abgestellt werden. Die Epidemiologie ist die einzige wissenschaftliche Methode, gerade auch für eine kommunistische Produktionsweise, zu sinnvollen Grundaussagen über natürliche und artifizielle Phänomene zu gelangen. Sie vermag z.B. Krankheitsbilder zu erfassen, indem sie die Einzelfälle nach dem mathematischen Gesetz der großen Zahlen räumlich und zeitlich erfasst und somit deren Verlaufsformen als wissenschaftliche Regel darstellt. Dies ermöglicht, z.B. im vorliegenden Falle, die Ausbreitung von Krankheiten wie BSE und nvCJK und allgemeiner, die Verbreitung aller festgestellten toxischen Schadstoffklassen und infektiösen Mikroorganismen sowie Krankheitsbilder an sich zu systematisieren. Hierdurch ist die Basis gegeben, sowohl die potentielle Gefährdung der Gesundheit der betroffenen Populationen nüchtern einzuschätzen als Übertragungswege und Ursachen der Erkrankungen zu erforschen.

Die Wissenschaft der Epidemiologie ist aus der mathematischen Statistik der Ökonomie und Versicherungswirtschaft entwickelt worden. Ihre Domäne war Anfangs die Erfassung des Verlaufs von Seuchen, also ansteckenden Krankheiten, welche durch mikrobielle Infektionen ausgelöst werden und in der Menschheitsgeschichte von Pest bis Cholera und heute HIV(?) ganze Landstriche entvölkerten. Wie die aktuelle Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche zeigte, fällt die Seuchenverordnung in das strategische Aufgabenbündel des modernen Staates, ist Teil der Notstandsgesetzgebung. Sie ist Bestandteil militärischer Planungen, weil der heutige Stand gen- & biotechnologisch erzeugter Biowaffen eine entsprechende Seuchenabwehr und -erzeugung auf wissenschaftlicher Basis notwendig macht.

Auch zu BSE gibt es eine Arbeitshypothese einer epidemischen Virus-Theorie. Diese Antithese ergibt sich rein logisch daraus, dass die Prion-Theorie nicht umhinkann, der Schadstoffklasse: "raumstruktur-modifizierte Prionen" infektiöse Merkmale zuzuschreiben, die bisher nur Mikroorganismen zukommen und dadurch nachweisbar sind, dass deren Erbmaterial bestimmbare immunologische Spuren im Wirtsorganismus erzeugen (siehe hierzu den ersten Web-Hinweis der vorliegenden These). Diese neue Hypothesenbildung zu infektiösen Eigenschaften makro-molekularer Eiweißfraktionen betritt somit wissenschaftliches Neuland und ist keineswegs abgesichert. Entsprechend den primitiven Mechanismen bürgerlicher Forschungsmethoden bleibt rein logisch noch die ebenfalls epidemiologisch gestützte Arbeitshypothese übrig, dass es sich bei BSE um spontane Mutationen aus harmlosen, körpereigenen Prionen handelt.

Dass BSE aller Wahrscheinlichkeit nach ganz andere Ursachen hat, verdanken wir wieder einmal der Beobachtungsgabe und dem Forschungsdrang eines einzelnen praktizierenden Individuums. Wie schon die gerichtlichen Auseinandersetzungen um die Häufung von Leukämie bei Kindern im Umkreis von Atomkraftwerken zeigten, wird epidemiologisches Material privatrechtlich & staatlicherseits zurückgehalten. Den Nachweis der Korrelation von radioaktiven Immissionen aus regulär betriebenen Atomanlagen und Leukämie bei Kindern verdanken wir der epidemiologischen Anstrengung eines einzelnen Kinderarztes. Ebenso wie z.B. die Zusammenhänge zwischen Kruppschem Husten oder erhöhten Bleiwerten im Blut von Kleinkindern und industriellen Immissionen.

Im vorliegenden Fall von BSE war es der Bauer MC nn, der entgegen der britisch staatlichen Gesetzgebung nicht alle Rindviecher seiner 1500 kopfstarken Herde jährlich mit einem Insektizid einrieb. Diese Maßnahme soll die Eiablage der Dasselfliege in die Rinderhaut verhindern und diesen Hautparasiten möglichst "ausrotten", um so den Gebrauchswert und somit den Tauschwert der Rohhäute als Rohstoff der Gerbereien als Vorprodukt-Lieferanten der Lederindustrie abzusichern (siehe z.B. das Unternehmensporträt des B2B Auktionsportals lextherexcange: http://www.tornado-insider.com/radar/%20compShow.asp?compID=3516 ). Jedenfalls stellte der Bauer fest, dass keines der Tiere der gesondert auf Dasselfliegen-freien Weiden gehaltenen Teilherde, welche unbehandelt blieben, an BSE erkrankte, im Gegensatz zu den desinfizierten Tieren. Was das verwendete Insektizid "Phosmed" in Verdacht bringt, Ursache für die Veränderung der Prion-Moleküle der Nervenzellmembranen der Rinderhaut zu sein. So reichte die fachliche bäuerliche Warenkunde zu einer laienhaften Epidemiologie selbst dieses kleinen Untersuchungskontingents hin, die Prion-Theorie vollständig zu erschüttern ( www.aidsmyth.com/bse.htm ).

Übrigens darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass "Phosmed" als organische Phosphorverbindung die Stoffklasse der chlorierten Kohlenwasserstoffe wie "Lindan" als Insektizid abgelöst hat. Da dies für die gesamte Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie gilt, ergibt sich hieraus ein Fingerzeig auf zukünftige probleminduzierte Untersuchungsrichtungen "unerklärbarer" Krankheitsbilder bei Mensch und Tier. So kann es den in der Agrochemie fungierenden Einzelkapitalen mit der Stoffklasse der organischen Phosphorverbindungen ähnlich gehen wie zuvor mit den halogenierten Kohlenwasserstoffen: erst die massenhafte Produktion, Konsumtion und Verteilung im Naturkreislauf legt auf Grundlage der Epidemiologie deren gesellschaftlichen Kosten bloß und zwingt zur Desinvestition in das konstante Kapital jener Warenproduktion und Neuinvestition in anderes mehrwert-produktives industrielles Kapital zur Entwicklung & Produktion von Waren anderer Stoffklassen mit gleicher Wirkung.

Und am Horizont befallen uns schon die ersten Plagen als Resultate der vollmundigen Versprechungen der gentechnologischen Klempner. Ihre bornierten Vorstellungen, das Erbgut der Nutzpflanzen so zu modifizieren, dass sie unempfindlich gegen Pestizide sind bzw. fremde Gene zu spezifischer Schädlingsbekämpfung besitzen, erweisen sich schon heute als desaströs. Genmodifikationen breiten sich auf unkontrollierbaren Wegen per Pollenflug & Insektenbestäubung (etc..??..pp) aus.

Abschluss

Mit diesem Aufriss über einige wissenschaftliche Problemstellungen um den BSE-Komplex schließen wir den Komplex Wissenschaften & Agrikultur. Die Problemlage, dass die Natur sich an ihrer Unterwerfung durch den Menschen regelmäßig unvorhersehbar „rächt“, liegt unüberwindbar darin, dass Forschung, Entwicklung und Produktion von Produktions- & Konsumtionsmitteln ihrer massenhaften produktiven beziehungsweise individuellen Konsumption vorgängig ist und letztere erst schädigende Wirkungen der Produkte ans Tageslicht fördern.

Diese Problemstellung ist ihrem Wesen nach unabhängig von der kapitalistischen Form der gesellschaftlichen Produktion – sie wird die Arbeit der Gattung Mensch also auch in der klassenlosen, kommunistischen Gesellschaft regelmäßig vor unerwartete Probleme stellen. Die Abwägung des Risikos der Produktion der Hilfsstoffe für die Agrikultur (wie aller sonstiger Artikel), also des Verhältnisses von Nützlichkeit zu Schädlichkeit, wird dann jedoch gesamtgesellschaftlich erfolgen auf sich entsprechend entwickelnder ethischer Grundlage – und nicht wie jetzt nach Profitinteressen. Als gesellschaftliche Praxis der Ethik des kategorischen Imperativs, alle Verhältnisse abzuschaffen, unter denen der Mensch ein erniedrigtes und geknechtetes Wesen ist.

Für heutige kleinbürgerliche Natur-Kultur-Romantiker eröffnen sich dabei Fragen wie: Kann es menschheitsgeschichtlich um etwas anderes gehen, als um die Erhaltung der Erde als Springquelle des gesellschaftlichen Reichtums, als Leib und Lebensraum der Gattung Mensch, welche selbst Bestandteil der Natur ist und bleibt? Kann es vom menschlichen Standpunkt wirklich um ein Rechtssubjekt Namens “Natur” gehen, wo die vorgefundene anorganische und organische Natur und die Gesetze der Erdgeschichte jenseits gesellschaftlichen Wirkens liegen und keinen Zwecken dienen außer denen, die die Gesellschaft setzt?

Wir waren in den Thesen 1 und 2 bezüglich Warenkunde, Ernährung und Gesundheit zwangsläufig ideologiekritisch dahin gelangt, dass das vereinzelte bürgerliche Individuum – Laie & Spezialist – vollkommen überfordert ist mit Qualitätsfragen der Arbeitsprodukte & Dienstleistungen hocharbeitsteiliger weltgesellschaftlicher Produktion. Offensichtlich sind diese laufenden Problemstellungen nur in freier Kooperation als gesellschaftlicher Gesamtarbeiter lösbar und nicht durch die jetzigen Methoden formaler Qualitätsabsicherungsverfahren – die als bürokratische Leistungskontrolle den Lohnsklaven als Zusatzarbeit aufgedrückt und nur widerwillig dem Buchstaben nach erfüllt werden.

In These 3 entpuppte sich nun die bürgerliche Wissenschaft als Zauberlehrling der Bourgeoisie:

„Die wahre Schranke der kapitalistischen Produktion ist das Kapital selbst, ist dies: daß das Kapital und seine Selbstverwertung als Ausgangspunkt und Endpunkt, als Motiv und Zweck der Produktion erscheint; daß die Produktion nur Produktion für das Kapital ist und nicht umgekehrt die Produktionsmittel bloße Mittel für eine stets sich erweiternde Gestaltung des Lebensprozesses für die Gesellschaft der Produzenten sind. Die Schranken, in denen sich die Erhaltung und Verwertung des Kapitalwerts, die auf der Enteignung und Verarmung der großen Masse der Produzenten beruht, allein bewegen kann, diese Schranken treten daher beständig in Widerspruch mit den Produktionsmethoden, die das Kapital zu seinem Zweck anwenden muß und die auf unbeschränkte Vermehrung der Produktion, auf die Produktion als Selbstzweck, auf unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit lossteuern. Das Mittel – unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte – gerät in fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwertung des vorhandnen Kapitals. Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein historisches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwickeln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie zugleich der beständige Widerspruch zwischen dieser ihrer historischen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse. Marx: Das Kapital, MEW Bd. 25, S. 260

Das Kapital setzt jene Schranken auf steigender Stufenleiter seiner Akkumulation, um sie immer wieder aufs Neue einzureißen. Die historische Lösung dieses laufenden Widerspruchs kann nur darin bestehen, den Wissenschaften als Produktivkraft der Gesellschaft der freien assoziierten Produzenten ihre gemäße Stellung einzuräumen – wie von Karl Marx anschließend skizziert. Jedem heutigen in Arbeits- & Lebenswelt Zeitgestressten geht beim ersten Lesen dieser Zeilen ein Licht auf über die zentrale Bedeutung der Wissenschaften, um für alle Gesellschaftsmitglieder frei verfügbare Zeit zu schaffen gerade durch die Aufhebung von Hand- und Kopfarbeit und die allseitige Entwicklung aller Individuen als Grundlage allseitiger Entwicklung der Gesellschaft – beides als sich gegenseitig Bedingenden und Bedingten:

„{Die wirkliche Ökonomie — Ersparung — besteht in Ersparung von Arbeits­zeit; (Minimum (und Reduktion zum Minimum) der Produktionskosten); diese Ersparung aber identisch mit Entwicklung der Produktivkraft. Also keines­wegs Entsagen vom Genuß, sondern Entwickeln von power, von Fähigkeiten zur Produktion und daher sowohl der Fähigkeiten wie der Mittel des Genusses. Die Fähigkeit des Genusses ist Bedingung für denselben, also erstes Mittel desselben, und diese Fähigkeit ist Entwicklung einer individuellen Anlage, Produktivkraft. Die Ersparung von Arbeitszeit gleich Vermehren der freien Zeit, d. h. Zeit für die volle Entwicklung des Individuums, die selbst wieder als die größte Produktivkraft zurückwirkt auf die Produktivkraft der Arbeit. Sie kann vom Standpunkt des unmittelbaren Produktionsprozesses aus be­trachtet werden als Produktion von capital fixe: dies capital fixe being man. Daß übrigens die unmittelbare Arbeitszeit selbst nicht in dem ab­strakten Gegensatz zu der freien Zeit bleiben kann — wie sie vom Standpunkt der bürgerlichen Ökonomie aus erscheint —, versteht sich von selbst. Die Arbeit kann nicht Spiel werden, wie Fourier will, dem das große Ver­dienst bleibt, die Aufhebung nicht der Distribution, sondern der Produktions­weise selbst in höhre Form als letztes Zielausgesprochen zu haben. Die freie Zeit, die sowohl Mußezeit als Zeit für höhre Tätigkeit ist — hat ihren Besitzer natürlich in ein andres Subjekt verwandelt, und als dies andre Sub­jekt tritt er dann auch in den unmittelbaren Produktionsprozeß. Es ist dieser zugleich Disziplin, mit Bezug auf den werdenden Menschen betrachtet, wie Ausübung, Experimentalwissenschaft, materiell schöpferische und sich ver­gegenständlichende Wissenschaft mit Bezug auf den gewordnen Menschen, in dessen Kopf das akkumulierte Wissen der Gesellschaft existiert. Für beide, soweit die Arbeit praktisches Handanlegen erfordert und freie Bewe­gung, wie in der Agrikultur, zugleich Übung.

Wie uns erst nach und nach das System der bürgerlichen Ökonomie ent­wickelt, so auch die Negation seiner selbst, die ihr letztes Resultat ist. Wir haben es jetzt noch zu tun mit dem unmittelbaren Produktionsprozeß. Be­trachten wir die bürgerliche Gesellschaft im großen und ganzen, so erscheint immer als letztes Resultat des gesellschaftlichen Produktionsprozesses die Gesellschaft selbst, d. h. der Mensch selbst in seinen gesellschaftlichen Be­ziehungen. Alles, was feste Form hat, wie Produkt etc., erscheint nur als Moment, verschwindendes Moment in dieser Bewegung. Der unmittelbare Produktionsprozeß selbst erscheint hier nur als Moment. Die Bedingungen und Vergegenständlichungen des Prozesses sind selbst gleichmäßig Momente desselben, und als die Subjekte desselben erscheinen nur die Individuen, aber die Individuen in Beziehungen aufeinander, die sie ebenso reproduzieren wie neuproduzieren. Ihr eigner beständiger Bewegungsprozeß, in dem sie sich ebensosehr erneuern als die Welt des Reichtums, die sie schaffen.}“ MEW 42, S.607f

Die Einsparung von Arbeitszeit gerät zugleich zum Sprengsatz der kapitalistischen Produktionsweise:

“Das Kapital ist selbst der prozessierende Widerspruch [dadurch], daß es die Arbeitszeit auf ein Minimum zu reduzieren strebt, während es andrerseits die Arbeitszeit als einziges Maß und Quelle des Reichtums setzt. Es vermindert die Arbeitszeit daher in der Form der notwendigen, um sie zu vermehren in der Form der überflüssigen; setzt daher die überflüssige in wachsendem Maß als Bedingung — question de vie et de mort — für die notwendige. Nach der einen Seite hin ruft es also alle Mächte der Wissenschaft und der Natur wie der gesellschaftlichen Kombination und des gesellschaftlichen Verkehrs ins Leben, um die Schöpfung des Reichtums unabhängig (relativ) zu machen von der auf sie angewandten Arbeitszeit. Nach der andren Seite will es diese so geschaffnen riesigen Gesellschaftskräfte messen an der Arbeitszeit und sie einbannen in die Grenzen, die erheischt sind, um den schon geschaffnen Wert als Wert zu erhalten. Die Produktivkräfte und gesellschaftlichen Beziehungen – beides verschiedne Seiten der Entwicklung des gesellschaftlichen In­dividuums — erscheinen dem Kapital nur als Mittel und sind für es nur Mittel, um von seiner bormerten Grundlage aus zu produzieren. In fact aber sind sie die materiellen Bedingungen, um sie in die Luft zu sprengen.“ MEW 42, S. 601f