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Team Peter Heilbronn
Thema Kapitel 9: Rate und Masse des Mehrwerts ( excerpt )
Status 19.04.2000, 2.Bearbeitung 11/2005
Letzte Bearbeitung 11/2005
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9. Rate und Masse des Mehrwerts

9. Rate und Masse des Mehrwerts

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" Wie bisher wird in diesem Kapitel der Wert der Arbeitskraft, also der zur Reproduktion oder Erhaltung der Arbeitskraft notwendige Teil des Arbeitstags, als gegebne, konstante Größe unterstellt. " (S. 321)
  • Sei der Tauschwert einer Arbeitskraft(AK) = gesellschaftlich notwendige Arbeit
    6h (Zeitausdruck) = 3 Sh (Geldausdruck) = 1 Taler.
  • Weiter wird die Mehrwertrate mit 1:1 als fest angenommen.
  • Es werden erst einmal nur Einzelkapitale betrachtet.
diagramm1  
[Voraussetzungen]
  1. variables Kapital = Gesamtwert aller AK'e = Anzahl X Durchschnitts-AK.
    variables kapital steht so in direktem Verhältnis zur Anzahl der AK'e.
  2. ebenso produziert ein variables Kapital von n Talern => n Taler Mehrwert, da nach Voraussetzung der Mehrwertrate 1:1 ist.
    • So also steht die Gesamtmehrwertmasse im direkten Verhältnis zur (Einzel)Mehrwertmasse, die die einzelne AK schafft.
    • Diese Einzelmehrwertmasse hängt aber von der Mehrwertrate ab.
" ... so folgt dies erste Gesetz: Die Masse des produzierten Mehrwerts ist gleich der Größe des vorgeschoßnen variablen Kapitals multipliziert mit der Rate des Mehrwerts oder ist bestimmt durch das zusammengesetzte Verhältnis zwischen der Anzahl der von demselben Kapitalisten gleichzeitig exploitierten Arbeitskräfte und dem Exploitationsgrad der einzelnen Arbeitskraft. " [Herv. v. P.H.] (S. 322)
 
[1.Gesetz, Gesamzusammenhang]
M Masse des Mehrwerts (insgesamt)
m Masse des Mehrwertes von der einzelnen AK im Tagesdurchschnitt
V variables Kapital insgesamt
v vorgeschossenes variables Kapital für diese einzelne AK
k Wert der Durchschnitts-AK
a'/a = Mehrarbeit/notwendige Arbeit , dieser einzelnen AK, die Exploitationsrate, Ausbeutungsrate
n Gesamtzahl der angewandten Arbeiter
 
[Bezeichnungen]
M= m/v * V = k * a'/a * n
Weiter sei nicht nur k konstant, sondern alle Arbeiter auf den Durchschnittsarbeiter reduziert. Ausnahmefälle: wenn M nicht proportional zu n ist, so ist auch k nicht konstant.
 
[weitere Einschränkungen]
M kann durch Zunahme oder Abnahme eines der Faktoren durch Veränderung anderer Faktoren ausgeglichen werden.
Wird z.B. V verringert, aber im gleichen Maß m/v erhöht, bleibt M gleich.
diagramm3

V=100 Taler und m/v= 50% (1:2) also M=50 Taler
V= 50 Taler und
(m/v=100% (1:1) Arbeitstag gleich a') oder (Arbeitstag verdoppelt 2*a' und m/v= 50% gleich ) also M=50 Taler
(wird der Arbeitstag verdoppelt, somit nur a', da a in Zusammenhang mit k als konstant angenommen war)

Ebenso ist Verringerung der Arbeiter n ausgleichbar mit (proportionaler) Verlängerung des Arbeitstages a'.
Umgekehrt lässt das Sinken von m/v die Masse des Mehrwertes M unberührt, wenn das variable Kapital v oder die Anzahl der Arbeiter n wächst.
diagramm2  
[Variationen: Gleichbleiben von M]
Die zuerst formalen, aus der Formel zu konstatierenden, Ausgleichsvariationen, haben in der Wirklichkeit aber ihre absolute Grenze.
Der Gesamtwert, den ein Arbeiter produziert, kann die 24h vergegenständlicht nicht überschreiten. In unserem Beispiel 6h = 1 Taler ist der Gesamtwert < 4*6h = 4 Taler.
 
[2.Gesetz -Grenzen der Ausgleichsbewegung - Länge des Arbeitstag]
" Die absolute Schranke des durchschnittlichen Arbeitstags, der von Natur immer kleiner ist als 24 Stunden, bildet eine absolute Schranke für den Ersatz von vermindertem variablen Kapital durch gesteigerte Rate des Mehrwerts oder von verringerter exploitierten Arbeiteranzahl durch erhöhten Exploitationsgrad der Arbeitskraft. " (S. 323)
diagramm4
Dieses Gesetz ist später wichtig, die Tendenz zur Verringerung der Arbeiteranzahl (Massenentlassungen) oder, was das gleiche ist, des variablen Kapitals zu erklären.
diagramm6  
[2.Gesetz]
Dieses Gesetz beruht auf der Bestimmung von M durch m/v und V. Betrachten wir die Variationen von V.
Je größer das variable Kapital V desto größer der produzierte Wert, insbesondere der Mehrwert M. Ist aber der Arbeitstag (a+a') begrenzt, und a als notwendiger Bestandteil gegeben, so hängt der produzierte (Mehr)Wert ausschliesslich von der Masse der Arbeit ab.
Diese aber hängt hier von der Masse Arbeitskraft ab oder der Anzahl der Arbeiter n.
Diese ist letztendlich von der Größe des variablen Kapitals V bestimmt.
 
[3.Gesetz - Rolle des variablen Kapitals]
" Bei gegebner Rate des Mehrwerts und gegebnem Wert der Arbeitskraft verhalten sich also die Massen des produzierten Mehrwerts direkt wie die Größen der vorgeschoßnen variablen Kapitale. " (S. 324)
Das Kapital wird vom Kapitalisten in zwei Teile geteilt,
  1. variables und
  2. konstantes Kapital.

Diese Kapitalteile verhalten sich quantitativ zueinander verschieden, je nach Produktionszweig oder hier auch je nach der technischen Entwicklung und gesellschaftlichen Kombination.
Dieses Grössenverhältnis hat aber keinen Einfluss auf das eben formulierte Gesetz, da der Qualität nach nur das variable Kapital in die Mehrwert selbst eingeht.
Das konstante Kapital, steigt oder fällt auch sein Wert, geht nicht in die Verwertung ein, sondern sein Wert wird nur erhalten und übertragen.
" Das oben konstatierte Gesetz nimmt also die Form an: Die von verschiednen Kapitalen produzierten Massen von Wert und Mehrwert verhalten sich bei gegebnem Wert und gleich großem Exploitationsgrad der Arbeitskraft direkt wie die Größen der variablen Bestandteile dieser Kapitale, d.h. ihrer in lebendige Arbeitskraft umgesetzten Bestandteile. " (S. 324ff)
 
[3.Gesetz]
Hier lauert ein scheinbarer Widerspruch. Ein Spinner mit relativ hohem konstanten Kapital erbeutet keinen geringeren Mehrwert, als der Bäcker mit relativ hohem variablen Kapital. Zur Lösung dieses Widerspruches brauchen wir 'viele Mitglieder' und wird im Band III gelöst. Die vom Gesamtkapital insgesamt in Bewegung gesetzte Arbeit eines Tages kann als einziger Arbeitstag betrachtet werden.
 
[Scheinbarer Widerspruch]

Sei n = 1mio. Arbeiter, Durchschnitts Arbeitstag = 10h, so hat der durchschnittliche Gesamtarbeitstag 10mio. Stunden.

  1. Bei Begrenzung des Arbeitstages, physisch oder sozial, kann M nur erhöht werden, durch Erhöhung der Anzahl der Arbeiter. Also das Wachstum der Bevölkerung bildet die mathematische und wirkliche Grenze für die Produktion von M durch das Gesamtkapital.
  2. Umgekehrt, bei gegebener Bevölkerung ist die Grenze bestimmt durch die Verlängerung des Arbeitstages. (Also haben wir die gleiche Betrachtung wie für Einzelkapitale der vorherigen Gesetze, nun für das gesellschaftliche Gesamtkapital.)
"Man wird im folgenden Kapitel sehn, daß dies Gesetz nur für die bisher behandelte Form des Mehrwerts gilt. " (S. 325)
" Aus der bisherigen Betrachtung der Produktion des Mehrwerts ergibt sich, daß nicht jede beliebige Geld- oder Wertsumme in Kapital verwandelbar, zu dieser Verwandlung vielmehr ein bestimmtes Minimum von Geld oder Tauschwert in der Hand des einzelnen Geld- oder Warenbesitzers vorausgesetzt ist. Das Minimum von variablem Kapital ist der Kostenpreis einer einzelnen Arbeitskraft, die das ganze Jahr durch, tagaus, tagein, zur Gewinnung von Mehrwert vernutzt wird. " [Herv. v. P.H.] (S. 326)
 
[Minimum das variablen Kapitals]

Sei gegeben ein Arbeiter mit notwendiger Arbeitszeit 8h und 4h Mehrarbeit (8:4).
Dafür müsste die notwendigen Produktionsmittel dieser 4h gewährleistet werden.
Aber, schon wenn ein zweiter Arbeiter eingestellt wird, kann der Kapitalist mit den angeeigneten 8h wie ein Arbeiter leben (16:8).
Also, will der Kapitalist doppelt so gut leben und die Hälfte wieder in Kapital verwandeln, müssten es schon 8 Arbeiter sein, die er ausbeutet (64:32=16+16reinvest).

" Ein gewisser Höhegrad der kapitalistischen Produktion bedingt, daß der Kapitalist die ganze Zeit, während deren er als Kapitalist, d.h. als personifiziertes Kapital funktioniert, zur Aneignung und daher Kontrolle fremder Arbeit und zum Verkauf der Produkte dieser Arbeit verwenden könne. " (S. 326)
" Der Geld- oder Warenbesitzer verwandelt sich erst wirklich in einen Kapitalisten, wo die für die Produktion vorgeschoßne Minimalsumme weit über dem mittelaltrigen Maximum steht.
...
Das Minimum der Wertsumme, worüber der einzelne Geld- oder Warenbesitzer verfügen muß, um sich in einen Kapitalisten zu entpuppen, wechselt auf verschiednen Entwicklungsstufen der kapitalistischen Produktion und ist, bei gegebner Entwicklungsstufe, verschieden in verschiednen Produktionssphären, je nach ihren besondren technischen Bedingungen. "
(S. 327)
" Wir halten uns nicht beim Detail der Verändrungen auf, die das Verhältnis von Kapitalist und Lohnarbeiter im Verlaufe des Produktionsprozesses erfuhr, also auch nicht bei den weitren Fortbestimmungen des Kapitals selbst. Nur wenige Hauptpunkte seien hier betont. " (S. 328)
Das Kapital entwickelt sich zum Kommando über die Arbeit (anderer).
Es entwickelt sich zum Zwangssystem zum Abpressen von Mehrarbeit, worin es alle vorherigen Systeme ueberflügelt.
Zuerst ordnet es sich den technisch Gegebenheiten unter, verändert nicht unmittelbar die Produktionsweise, sondern zumeist extensiv als Verlängern des Arbeitstages.
Unter dem Gesichtspunkt des Arbeitsprozesses, betrachtet der Gerber die Felle als blossen Arbeitsgegestand, die Produktionsmittel als Material seiner zweckmaessigen Tätigkeit. Aber unter dem Aspekt des Verwertungsprozesses verändert sich die Sicht wie folgt.
 
[Kapital - Kommando über fremde Arbeit]
" Die Produktionsmittel verwandelten sich sofort in Mittel zur Einsaugung fremder Arbeit. Es ist nicht mehr der Arbeiter, der die Produktionsmittel anwendet, sondern es sind die Produktionsmittel, die den Arbeiter anwenden. Statt von ihm als stoffliche Elemente seiner produktiven Tätigkeit verzehrt zu werden, verzehren sie ihn als Ferment ihres eignen Lebensprozesses, und der Lebensprozeß des Kapitals besteht nur in seiner Bewegung als sich selbst verwertender Wert. " (S. 329)
 
[Verwertungsprozess]

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