"Wir wollen Marx, nicht Murks", erklären sie - als ob das nicht dasselbe wäre! Kommunismus Marxismus Karl Marx
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Die antimarxistische SeiteMarx Kommunismus Sozialismus Marxismus Karl Marx Lenin Friedrich Engels Revolution Wirtschaftssystem

"Nennt man das Kind beim Namen und nennt es 'Verstaatlichung', so wird aller Sozialismus unromantisch und nüchterner."

Die Sache mit der Arbeitsmoral

Vom Standpunkt des Wirtschaftsbetriebs, also vom Wirkungsgrad der Arbeit, ist die Frage, ob Eigen- oder Staatswirtschaft, gleichbedeutend mit der Frage, ob wir als allgemeine bewegende Kraft für die Überwindung der von den Mühseligkeiten der Berufsarbeit ausgehenden Hemmungen den Selbst- oder den Arterhaltungstrieb einsetzen sollen.

Als Arterhaltungstrieb bezeichnen wir den in jedem Menschen mehr oder weniger stark entwickelten Trieb, der auf die Erhaltung des Ganzen, der Art - Gemeinde, Volk, Rasse, Menschheit - gerichtet ist.

Es ist eine eigentümliche Erscheinung, daß der Regel nach der Kommunist, der Anhänger der Gütergemeinschaft, die anderen - sofern sie ihm persönlich unbekannt sind - für uneigennütziger hält als sich selbst. Und so kommt es, daß die echtesten Selbstlinge (Egoisten), die in erster Linie an sich denken und oft nur an sich, zugleich in Theorie begeisterte Vertreter jener Lehre sind.

Wer sich hiervon überzeugen will, braucht nur in einer Versammlung von Kommunisten den gewiß echt kommunistischen Vorschlag der Lohngemeinschaft, des Lohnausgleiches zu machen. Sie sind dann alle plötzlich still, dieselben, die noch vorher die Gütergemeinschaft in allen Tonarten verherrlichten. Sie sind still, weil sie ausrechnen, ob die Lohngemeinschaft ihnen vorteilhaft sein würde. Die Führer lehnen diesen Ausgleich glatt ab, unter den nichtigsten Vorwänden. Tatsächlich steht solcher Lohngemeinschaft nichts anderes im Wege als der Eigennutz der Kommunisten. Niemand hindert die Arbeiter einer Fabrik, einer Gemeinde, einer Gewerkschaft daran, die Löhne zusammenzulegen, um die Summe dann nach den Bedürfnissen der einzelnen Familien zu verteilen und sich auf diese Weise jetzt schon auf diesem schwierigen Gebiet zu üben. Das wäre ein Vorgehen, mit dem sie ihre kommunistische Gesinnung vor aller Welt bezeugen und alle die Zweifelsüchtigen glatt widerlegen könnten, die da sagen, der Mensch sei kein Kommunist. Solchen kommunistischen Versuchen steht wirklich niemand im Wege, - der Staat nicht, die Kirche nicht, das Kapital nicht. Sie brauchen dazu kein Kapital, keine bezahlten Beamten, keine verwickelte Einrichtung. Sie können jeden Tag, in jedem beliebigen Umfang damit beginnen. Aber so gering erscheint das Bedürfnis nach wahrer Gemeinwirtschaft unter den Kommunisten, daß wohl noch niemals ein Versuch dazu gemacht wurde.

Dabei verlangt die Lohngemeinschaft, die sich innerhalb des Kapitalismus abspielt, zunächst nur, daß der gemeinsame Arbeitsertrag unter alle, nach den persönlichen Bedürfnissen jedes einzelnen verteilt werde. Für den auf Gütergemeinschaft aufgebauten Staat dagegen müßte noch der Beweis erbracht werden, daß diese Grundlage keinen nachteiligen Einfluß auf die Arbeitsfreudigkeit des einzelnen ausübt. Auch diesen Nachweis könnten die Kommunisten mit dem genannten Lohnausgleich erbringen. Denn wenn nach Einführung der Lohngemeinschaft, die jeden Persönlichen Sondergewinn für persönlichen Fleiß aufhebt, die Ausdauer nicht nachläßt, namentlich bei der Stücklohnarbeit nicht, wenn der Gesamtarbeitslohn durch die Lohngemeinschaft nicht leidet, wenn die tüchtigsten unter den Kommunisten ihren oft doppelten und dreifachen Lohn ebenso freudigen Herzens in die gemeinsame Lohnkasse stecken, wie heute in die eigene Tasche, - dann wäre der Beweis lückenlos erbracht.

Daß die gemeinwirtschaftlichen Versuche, die man zahlreich auf dem Gebiete der Gütererzeugung ausgeführt hat, sämtlich fehlschlugen, beweist die Unmöglichkeit des Kommunismus bei weitem nicht so schlagend, wie die einfache Tatsache, daß der Vorschlag der Lohngemeinschaft immer rundweg abgelehnt worden ist. Denn die Gemeinwirtschaft in der Gütererzeugung bedarf besonderer Einrichtungen, verlangt Unterordnung, eine technische und kaufmännische Leitung, und dazu noch die Arbeitsmittel. Mißerfolge können also auf vielerlei Art erklärt werden; sie sprechen nicht unbedingt gegen die Sache an sich, gegen den Mangel am richtigen Geist der Gemeinwirtschaft, an Gefühl der Zusammengehörigkeit. Bei der Lohngemeinschaft fehlt dagegen solche Ausrede vollständig; ihre Ablehnung zeugt unmittelbar wider den kommunistischen Geist und dafür, daß der Arterhaltungstrieb nicht ausreicht, um die Mühseligkeiten der Berufsarbeit zu überwinden.

Und es nützt nichts, daß gegen diese Folgerungen auf den Kommunismus, die Gemeinwirtschaft der Alten hingewiesen wird, sowie auf die Zeit des Urchristentums. Die Urchristen, die, wie es scheint, nur die Einkommensgemeinschaft, aber nicht die viel schwierigere Gemeinwirtschaft der Gütererzeugung kannten, handelten aus religiösen Anschauungen heraus. Die anderen aber, die den Familien- oder Gemeindekommunismus übten, standen unter der Befehlsgewalt des Patriarchen, des Erzvaters; sie arbeiteten im Banne des Gehorsams, nicht dem eigenen Triebe folgend. Die Not zwang sie, sie hatten keine andere Wahl. Und hier handelte es sich auch nicht um Warenerzeugung und Arbeitsteilung, wobei der Unterschied in der Leistung des einzelnen sofort meßbar in die Augen fällt. Die Alten zogen zusammen aufs Feld, auf die Jagd, auf den Fischfang; sie zogen alle an demselben Seil, und da fällt es nicht auf, ob einer mehr oder weniger zieht.

Maßstäbe gab es nicht und brauchte man nicht. So vertrug man sich. Mit der Warenerzeugung und Arbeitsteilung hörte das auf. Da sah jeder sogleich, wieviel Ellen, Pfund und Scheffel der einzelne dem gemeinsamen Arbeitserzeugnis zutrug, und da war es mit der Friedfertigkeit bei der Verteilung auch aus. Jeder wollte nun über sein eigenes Arbeitserzeugnis verfügen, und zwar vor allem die, die am tüchtigsten waren, die höchsten Leistungen aufzuweisen hatten, und die darum auch in der Gemeinschaft das höchste Ansehen genossen. Die Führer erstrebten die Sprengung des gemeinwirtschaftlichen Verbandes, und ihnen schlossen sich alle die an, deren Leistung den Durchschnitt überstieg. Sobald die Möglichkeit der Eigenwirtschaft gegeben war, mußte die Gemeinwirtschaft zerfallen. Nicht weil sie von außen angegriffen worden wäre, nicht, weil fremde Mächte sie fürchteten, zerfiel die Gemeinwirtschaft, der Kommunismus. Nein, sie erlag dem "inneren Feind", der in diesem Falle sich aus den Tüchtigsten immer wieder ergänzte. Wenn der Gedanke der Gütergemeinschaft auf einem stärkeren Triebe, als dem des Eigennutzes aufgebaut wäre, auf einem allen gemeinsamen Triebe, so hätte er sich auch behaupten können. Von selbst hätten die Anhänger der Gemeinwirtschaft, so oft sie durch irgendein Ereignis auseinandergetrieben worden wären, immer wieder zueinandergestrebt.

Aber der in der Gemeinwirtschaft wirksame Trieb, der Arterhaltungstrieb (Gemeinsinn, Altruismus), ist nur eine verwässerte Lösung des Selbsterhaltungstriebes, der zur Eigenwirtschaft führt, und er steht diesem an Kraft in demselben Maße nach, wie die Verwässerung zunimmt. Je größer die Gemeinschaft (Kommune), um so größer die Verwässerung, um so schwächer der Trieb, zur Erhaltung der Gemeinschaft durch Arbeit beizutragen. Wer mit einem Genossen arbeitet, ist schon weniger ausdauernd als derjenige, der die Frucht der Arbeit allein genießt. Sind es l0-100-1000 Genossen, so kann man den Arbeitstrieb auch durch 10-100-1000 teilen; soll sich gar die ganze Menschheit in das Ergebnis teilen, dann sagt sich jeder: auf meine Arbeit kommt es überhaupt nicht mehr an, sie ist, was ein Tropfen für das Meer ist. Dann geht die Arbeit nicht mehr triebmäßig vonstatten; äußerer Zwang wird nötig!

Darum ist es auch richtig, was der Neuenburger Gelehrte Ch. Secretan sagt: "Der Eigennutz soll in der Hauptsache den Antrieb zur Arbeit geben. Darum muß alles, was diesem Antrieb mehr Kraft und Bewegungsfreiheit geben kann, unterstützt werden. Alles, was diesen Antrieb hemmt und schwächt, muß als schädlich verurteilt werden. Dies ist der Grundsatz, von dem man ausgehen und den man mit unerschütterlicher Folgerichtigkeit anwenden muß, unter Verachtung kurzsichtiger philanthropischer Entrüstung und der kirchlichen Verdammnis."

So können wir also mit gutem Grunde auch denen, die an den Hochzielen der Natürlichen Wirtschaftsordnung sich unbeteiligt glauben, nur Gutes von dieser Ordnung versprechen; sie werden sich eines besser gedeckten Tisches, schönerer Gärten, besserer Wohnungen erfreuen. Die Natürliche Wirtschaftsordnung wird auch technisch der heutigen und der kommunistischen überlegen sein.

(Silvio Gesell im Vorwort zur dritten Auflage der "Natürlichen Wirtschaftsordnung", 1918)

Die Lehre vom Wert

Ein Hirngespinst ist der sogenannte Wert, ein jeder Wirklichkeit bares Erzeugnis der Einbildung.

Übrigens sagt es ja auch Marx, dessen Betrachtung der Volkswirtschaft von einer Werttheorie ausgeht: "der Wert ist ein Gespenst". - Was ihn aber nicht von dem Versuch abhält, das Gespenst in drei dicken Büchern zu bannen. "Man abstrahiere", so sagt Marx, "von den bearbeiteten Substanzen (3) alle körperlichen Eigenschaften, dann bleibt nur noch eine Eigenschaft, nämlich der Wert."

Wer diese Worte, die gleich zu Anfang des "Kapitals" zu lesen sind, hat durchgehen lassen und nichts Verdächtiges in ihnen entdeckt hat, darf ruhig weiterlesen. Er kann nicht mehr verdorben werden. Wer sich aber die Frage vorlegt: "Was ist eine Eigenschaft, getrennt von der Materie?" - wer also diesen grundlegenden Satz im "Kapital" zu begreifen, materialistisch aufzufassen versucht, der wird entweder irre, oder er wird den Satz für Wahnsinn, seinen Ausgangspunkt für ein Gespenst erklären.

Wie will ein aus Stoff bestehendes Gehirn eine solche absolute Abstraktion in sich aufnehmen, verzeichnen, einordnen und verarbeiten? Wo wären denn noch die zum Begriffe nötigen Anhaltspunkte, Verwandtschaften, Übergänge? Etwas begreifen heißt, sich irgendwo am Stofflichen festhalten (begreifen = greifen), heißt in unserem Gehirn vorrätige Vergleichsgegenstände gefunden haben, an die sich der neue Begriff anlehnen kann, - aber eine von jedem Stoff und jeder Kraft befreite Begriffsbildung ist ebenso unfaßbar, wie der Apfel für den Tantalus ungreifbar ist.

Die Abstraktion Marx' ist in keinem Schmelztiegel darstellbar. Wie sie sich völlig von unserem Verstande loslöst, so auch von allem Stofflichen. Seltsamerweise hat aber diese vollkommene Abstraktion doch noch eine "Eigenschaft", und zwar ihre Herkunft, ihre Herkunft von der menschlichen Arbeit. (4) Allerdings eine seltsame "Eigenschaft", die geeignet ist, die deutsche Sprache in Kauderwelsch zu verwandeln. Demnach hätte auch das deutsche Geld andere Eigenschaften, je nachdem sein Stoff vom Hunnenschatz, von den bluttriefenden Milliarden oder von den ehrlichen Fäusten der Goldgräber herrührt. Die Herkunft der Waren gehört zur Geschichte, nicht zu den Eigenschaften der Waren; sonst wäre ja auch die Behauptung (die man oft zu hören bekommt), die Seltenheit des Goldes gehöre zu den Eigenschaften des Goldes, richtig. Und das ist doch barer Unsinn.

Ist es aber so, verwechselte Marx die Herkunft und Geschichte der Waren mit deren Eigenschaften, so dürfen wir uns nicht wundern, wenn er inder weiteren Behandlung seines Stoffes so Wundersames erblickte und vor dem "Gespenst" erschrak.

Ich nenne Marx, aber bei den anderen Wertforschern steht es um kein Haar besser. Keinem von ihnen ist es gelungen, den "Wertstoff" abzusondern, die "Werteigenschaft" an irgendeinen Stoff zu binden und vor Augen zu führen; immer schwebt der Wert über dem Stoff, unfaßbar, unnahbar, wie Erlkönig zwischen den Weiden.

Alle Forscher sind darin einig, daß, wie Knies sich ausdrückt, "die Lehre vom Wert für die nationalökonomische Wissenschaft von grundlegender Bedeutung" sei. Wenn aber diese Lehre schon für die Wissenschaft der Nationalökonomie so wichtig ist, so muß sie es für das wirkliche Leben erst recht sein. Wie kommt es aber nun, daß sowohl der Staatswirtschaft wie der Privatwirtschaft diese "Wertlehre" vollkommen unbekannt ist? Müßte, wenn diese Lehre wirklich von so, fundamentaler" Bedeutung ist, nicht in jedem Hauptbuch gleich auf der ersten Seite hinter den Worten "Mit Gott " auch die "Werttheorie" angegeben sein, zu der der Unternehmer schwört, und die die Richtung für die Geschäftsführung angeben soll?

Und müßte man da nicht annehmen, daß jedes gescheiterte Unternehmen seinen Sturz einer schlechten Grundlage, d. h. einer unvollständigen oder gar falschen Werttheorie verdankt?

Aber das ist ja gerade das Erstaunliche an der Behauptung, die Wertlehre wäre die Grundlage der nationalökonomischen Wissenschaft, daß dem Handel das Dasein dieses sogenannten Wertes vollkommen unbekannt ist. Sonst gehen heute auf allen Gebieten der menschlichen Tätigkeit Wissenschaft und Leben Hand in Hand; nur im Handel weiß man nichts von der Haupttheorie seiner Wissenschaft. Im täglichen Handelsverkehr gibt es nur Preise, durch Nachfrage und Angebot bestimmte Preise, und der Kaufmann, der vom Wert einer Sache spricht, denkt dabei an den Preis, den der Besitzer unter den obwaltenden zeitlichen und örtlichen Verhältnissen wahrscheinlich würde erhandeln können. Der Wert ist also eine Schätzung, die durch den Abschluß des Handels in eine genau abgemessene Menge Tauschgüter, in den "Preis" übergeht. Den Preis kann man haarscharf messen, den Wert kann man nur schätzen. Das ist der ganze Unterschied, und die Erklärung vom Wesen des Preises muß demnach sowohl auf den Preis wie auf den Wert anwendbar sein. Eine besondere Theorie des "Wertes" ist überflüssig.

(Silvio Gesell in der "Natürlichen Wirtschaftsordnung", Teil 3, Kapitel 3)

Wer hat recht: Marx oder Proudhon?

"Wenn den Unternehmern das Geldkapital zur Hälfte des jetzigen Zinses angeboten würde, so müßte auch bald der Zinsertrag aller übrigen Kapitalien um die Hälfte heruntergehen. Wenn z. B. ein Haus mehr Miete abwirft, als dem Unternehmer das Baugeld an Zins kostet, wenn der Zins des für das Roden eines Waldes ausgegebenen Geldes weniger ausmacht als die Pacht eines gleich guten Kulturbodens, so wird der Wettbewerb unfehlbar eine Herabsetzung der Mieten und Pachten auf die Höhe des herabgesetzten Geldzinses herbeiführen (also den Mehrwert schmälern), denn das sicherste Mittel, um ein aktives Kapital (Haus, Acker) zu entwerten (also um den Mehrwert zu Gunsten der Löhne zu beschneiden), besteht doch darin, neben ihm andere, neue Kapitalien zu schaffen und in Betrieb zu setzen. Nach allen wirt- schaftlichen Gesetzen vermehrt eine größere Erzeugung auch die Masse des den Arbeitern angebotenen Kapitals, hebt die Löhne und muß schließlich den Zins (Mehrwert) auf Null bringen."

Übersetzt aus Proudhon: Was ist Eigentum? (Qu'est-ce que la proprieté? Paris. E. Flamarion, Neue Ausgabe, S. 235.)

Die Beseitigung des arbeitslosen Einkommens, des sogenannten Mehrwertes, auch Zins und Rente genannt, ist das unmittelbare wirtschaftliche Ziel aller sozialistischen Bestrebungen. Zur Erreichung dieses Zieles wird allgemein der Kommunismus, die Verstaatlichung der Gütererzeugung mit all ihren Folgen, verlangt, und mir ist nur ein einziger Sozialist bekannt - P. J. Proudhon -, dessen Untersuchungen über das Wesen des Kapitals ihm auch eine andere Lösung der Aufgabe möglich erscheinen ließen. Die Forderung einer allgemeinen Verstaatlichung sämtlicher Erzeugung wird mit der Natur, d. h. mit den Eigenschaften der Produktionsmittel begründet. Man sagt es harmlos, wie man Selbstverständlichkeiten auszusprechen pflegt, daß der Besitz der Produktions- mittel dem Kapitalisten bei den Lohnverhandlungen den Arbeitern gegenüber unter allen Umständen ein Übergewicht verschaffen muß, dessen Ausdruck eben der Mehr- wert oder Kapitalzins ist und immer sein wird. Man kann es sich einfach nicht vorstellen, daß das heute auf seiten des Besitzes liegende Übergewicht einfach dadurch auf die Besitz- losen (Arbeiter) übergehen kann, daß man den Besitzenden neben jedes Haus, jede Fabrik noch ein Haus, noch eine Fabrik baut.

Der den Sozialisten von P. J. Proudhon bereits vor fünfzig Jahren gezeigte Weg, das Kapital mit unverdrossener, fleißiger, scharfsinniger und ungehemmter Arbeit bewußt anzugreifen und zur Strecke zu bringen, ist ihnen heute unverständlicher noch als damals. Man hat Proudhon zwar nicht ganz vergessen, aber niemand hat ihn recht verstanden. Sonst gäbe es heute kein Kapital mehr. Weil Proudhon sich im Wege (Tauschbanken) irrte, glaubte man überhaupt seiner Lehre nicht mehr - wohl der beste Beweis, daß man sie nie wirklich begriffen hatte. Man läßt eine Sache nicht fahren, die man einmal als richtig erkannt hat; man läßt sich von Fehlschlägen nicht entmutigen.

Warum es der Marxschen Lehre vom Kapital gelang, die Proudhonsche Lehre zu ver- drängen und die sozialistische Bewegung zur Alleinherrschaft zu bringen? Warum spricht man in allen Zeitungen der Welt von Marx und seiner Lehre? Einer meinte, das läge an der Hoffnungslosigkeit und entsprechenden Harmlosigkeit der Marxschen Lehre. Kein Kapitalist fürchte diese Lehre, wie auch kein Kapitalist die christliche Lehre fürchtet. Es wäre geradezu vorteilhaft für das Kapital, möglichst viel und breit von Marx und Christus zu reden. Marx würde ja dem Kapital niemals etwas anhaben können, weil er die Natur des Kapitals falsch beurteilt. Bei Proudhon dagegen, da heißt es aufpassen. Besser ist es, ihn totzuschweigen. Er ist ein gefährlicher Bursch, denn es ist einfach un- bestreitbar, was er sagt, daß, wenn die Arbeiter ungestört, ungehemmt, ununterbrochen arbeiten dürften, das Kapital bald in einer Kapital-Überproduktion (nicht mit Waren- überproduktion zu verwechseln) ersticken würde. Das, was Proudhon zur Bekämpfung des Kapitals empfiehlt, kann heute unmittelbar in Angriff genommen werden, ist also gefährlich. Spricht doch das Marxsche Programm selber von der gewaltigen Produktions- kraft des mit den neuzeitlichen Werkzeugen ausgerüsteten, modernen, geschulten Ar- beiters. Marx kann mit dieser gewaltigen Produktionskraft durchaus nichts anfangen; in den Händen Proudhons wird sie zu einer Waffe allererster Ordnung gegen das Kapital. Darum redet viel und breit von Marx, so wird man Proudhon vielleicht ganz vergessen.

Mir scheint, daß der Mann, der so redete, recht hat. Ging es nicht auch so mit Henry George und der deutschen sogenannten Bodenreformbewegung, mit Damaschkes großer "Wahrheit"? Weil die Grundbesitzer bald herausfanden, daß es sich um ein Schaf in Wolfskleidern (1) handelte, daß eine Besteuerung der Grundrente wirksam nicht durch- zuführen ist, so brauchte man den Mann und die Reform nicht zu fürchten. Also durfte die Presse frei von Henry Georges Schwärmerei reden. - Die Bodenreformer waren in der guten Gesellschaft überall gern gesehen. Jeder Agrarier, jeder Kornzollspekulant wurde Bodenreformer. Der Löwe hatte ja doch keine Zähne, also durfte man mit ihm spielen - wie so viele in den Sälen der vornehmen Welt mit dem Christentum spielen. Georges Buch erlebte die größte Auflage, die ein Buch je erlebt hat. Alle Zeitungen brachten Besprechungen!

Marx Untersuchung des Kapitals schlägt von Anfang an den verkehrten Weg ein. Wie es der erste beste Bauer macht, so betrachtet auch Marx das Kapital als ein Sachgut. Für Proudhon dagegen ist der Mehrwert nicht Produkt eines Sachgutes, sondern eines wirtschaftlichen Zustandes, eines Marktverhältnisses. Marx sieht im Mehrwert einen Raub, die Frucht des Mißbrauches einer Macht, die der Besitz gibt. Für Proudhon unterliegt der Mehrwert dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Für Marx ist der positive Mehrwert selbstverständlich, für Proudhon mußte auch die Möglichkeit eines negativen Mehrwertes in den Kreis der Betrachtung gezogen werden (positiv = der Mehrwert auf seiten des Angebots, d. i. der Kapitalisten, negativ = Mehrwert auf seiten der Nachfrage, d. i. der Arbeiter). Marx' Ausweg ist die durch Organisation zu schaffende politische Übermacht der Besitzlosen; Proudhons Ausweg ist die Beseitigung des Hindernisses, das uns von der vollen Entfaltung unserer Produktionskraft abhält. Für Marx sind Streik, Krisen willkommene Ereignisse, und das Mittel zum Zweck ist die schließ- liche gewaltsame Enteignung der Enteigner. Proudhon dagegen sagt: Laßt euch unter keiner Bedingung von der Arbeit abhalten, nichts stärkt das Kapital mehr als der Streik, die Krise, die Arbeitslosigkeit; nichts kann das Kapital schlechter vertragen als unver- drossene Arbeit. - Marx sagt: Der Streik, die Krise nähern euch dem Ziele, durch den großen Kladderadatsch werdet ihr ins Paradies eingeführt. Nein, sagt Proudhon, es ist nicht wahr, es ist Schwindel, - alle diese Mittel entfernen euch vom Ziel. Nie wird dem Zins dadurch auch nur 1 % abgeluchst werden. Marx sieht im Privateigentum eine Kraft und Übermacht. Proudhon erkennt hingegen, daß diese Übermacht im Geld ihren Stütz- punkt hat und daß unter anderen Verhältnissen die Kraft des Eigentums sich sogar in eine Schwäche verwandeln kann.

Ist, wie Marx sagt, das Kapital ein Sachgut, auf dessen Besitz die Übermacht der Kapitalisten beruht, so müßte mit jeder Vermehrung dieser Sachgüter das Kapital ent- sprechend gestärkt werden. Wiegt ein Bündel Stroh, eine Schubkarre voll Wertliteratur 2 Zentner, so wiegen zwei Bündel, zwei Schubkarren überall, zu allen Zeiten, genau 4 Zentner. Und wirft ein Haus 1000 Mark Mehrwert ab im Jahr, so müssen zehn Häuser, die daneben erbaut werden, immer und selbstverständlich 10 x 1000 Mark abwerfen - die Richtigkeit vorausgesetzt, daß das Kapital als Sachgut zu betrachten ist.

Wir wissen aber; daß man das Kapital nicht wie die Sachgüter zusammenzählen kann, daß im Gegenteil sehr oft das neu hinzukommende Kapital vom bereits bestehenden abgezogen werden muß. Das kann man alle Tage beobachten. Unter Umständen gelten 10 Zentner Fische auf dem Markt mehr als 1000 Zentner. Wie teuer würde die Luft sein, wenn sie nicht so massenhaft vertreten wäre. Jetzt erhält sie jeder umsonst.

Als, nicht lange vor Ausbruch des Krieges, die verzweifelten Hausbesitzer in den Vor- orten Berlins auf den Niedergang der Mieten - also des Mehrwertes - hinwiesen und in den bürgerlichen Zeitungen allen Ernstes von der

Bauwut (2) der Arbeiter und Unternehmer, von der Baupest (2), die im Häuserkapital herrsche,

gesprochen wurde, da konnte jeder die wahre Natur des Kapitals in ihrer ganzen Er- bärmlichkeit sehen. Das von den Marxisten so gefürchtete Kapital stirbt an der Baupest, reißt vor der Bauwut der Arbeiter aus! Wenn Proudhon und Marx damals gelebt hätten! Hört auf zu bauen, hätte Marx gesagt, klagt, bettelt, jammert über Arbeitslosigkeit, streikt obendrein, denn jedes Haus, das ihr baut, mehrt die Macht der Kapitalisten, wie 2 + 2 = 4 ist. Die Macht des Kapitals wird gemessen am Mehrwert, und dieser am Zinsfuß. Je höher der Mehrwert, der Zins des Hauses, um so mächtiger ist zweifellos das Kapital. Darum empfehle ich euch, laßt ab von dieser ungefesselten Bauwut, verlangt den acht-, den sechsstündigen Arbeitstag, denn je mehr ihr Häuser baut, desto größer ist selbstverständ- lich der Mehrwert, und Wohnungsmiete ist - Mehrwert! Also Schluß mit der Baupest; je weniger ihr baut, um so billigere Wohnungen werdet ihr vorfinden.

Vielleicht hätte Marx sich gehütet, solchen Unsinn auszusprechen, aber so denken und handeln die Arbeiter doch heute auf Grund der Marxschen Lehre, die das Kapital als Sachgut behandelt.

Dagegen Proudhon. Immer drauf los! Her mit der Bauwut, her mit der Baupest! hätte er gesagt. Arbeiter, Unternehmer, laßt euch unter keiner Bedingung die Maurerkelle aus der Hand winden. Schlagt sie tot, die euch von der Arbeit abhalten. Das sind eure Erbfeinde. Man bringe die vor meine Augen, die von Baupest, von Wohnungsüberpro- duktion reden, solange die Wohnungsmieten noch Spuren von Mehrwert, von Kapital- zins zeigen! Das Kapital soll an der Baupest zugrunde gehen! Seit etwa 5 Jahren hat man euch ohne Aufsicht eurer Bauwut überlassen, und schon spüren es die Kapitalisten schon schreien sie über den Niedergang des Mehrwertes; schon ist der Hauszins von 4 auf 3 % gefallen - also um ein volles Viertel. Noch 3 x 5 Jahre ungestörter Arbeit, und ihr werdet in mehrwertfreien Häusern euch breit machen, wirklich einmal "wohnen" können. Das Kapital stirbt, ihr seid dabei und auf dem Wege, es mit eurer Arbeit zu vernichten!

Die Wahrheit ist faul wie ein Krokodil im Schlamm des ewigen Nils. Die Zeit gilt für sie nicht; es kommt ihr auf ein Menschenalter nicht an; sie ist ja ewig.

Aber die Wahrheit hat einen Impresario, der, sterblich wie der Mensch, es immer eilig hat. Ihm ist Zeit Geld, immer ist er rührig und aufgeregt. Dieser Impresario heißt "Irrtum".

Der Irrtum kann nicht faul im Grab die Ewigkeiten an sich vorbeiziehen lassen. Er stößt überall an und wird überall gestoßen. Allen liegt er überall im Wege. Niemand läßt ihn ruhen. Er ist der wahre Stein des Anstoßes.

Darum kommt es gar nicht darauf an, daß man Proudhon totschweigt. Sein Gegner selbst, Marx, sorgt mit seinen Irrtümern schon dafür, daß die Wahrheit zutage gefördert wird. Und in diesem Sinne kann man sagen: Marx ist zum Impresario Proudhons ge- worden. Proudhon hat sich noch nie im Grabe umgedreht; er ruht. Seine Worte haben ewigen Wert. Aber Marx hat es eilig. Er hat keine Ruhe, bis Proudhon erwacht und ihm die ewige Ruhe im Museum menschlicher Irrungen gibt.

Und wäre Proudhon wirklich totgeschwiegen worden, die Natur des Kapitals ändert sich doch nicht. Ein anderer findet die Wahrheit. Auf den Namen der Finder kommt es ihr nicht an.

(Silvio Gesell : "Die natürliche Wirtschaftsordnung", Teil 1 Einführung)

Der Mensch Karl Marx

Als Sohn eines wohlhabenden Rechtsanwaltes in Trier, der von der mosaischen zur evangelischen Religion konvertiert war, verlebte Karl Marx eine unbeschwerte Jugend - dem flotten Berliner Studenten warf sein Vater vor, "der Egoismus sei in seinem Herzen vorherrschend", der Herr Sohn verbrauche mehr, als sein Vater verdiene.

Nicht in Berlin, wo er studierte, sondern in Jena erwarb Marx dann den Doktorhut der Philosophie - auf postalischem Wege: Er schickte Studiennachweise, Dissertationsschriften und Gebühren an die geldbedürftige dortige Universität - und schon nach neun Tagen stellte man ihm, dem Carolus Henricus Marx Trevirensis, ohne ihn je vorher zu sehen, das Doktordiplom aus. (Eine Methode, mit der man ja auch heute akademische Titel bei ausländischen Instituten käuflich erwerben kann).

An seinem Grabe behauptete Engels: "Obwohl er, Marx, viele Gegner hatte, besaß er kaum einen persönlichen Feind."

Aber der zunächst mit ihm befreundete Publizist Arnold Ruge urteilt über Marx, er werde "zähnefletschend alle schlachten, die ihm den Weg vertreten". Und Ruge schreibt: "Endlich ist es dahin gekommen, daß die tödlichste Feindschaft fertig ist, ohne daß ich meinerseits einen anderen Grund weiß als den Haß und die Verrücktheit meines Gegners", eben des Karl Marx. Und an seine Mutter schrieb Ruge, Marx sei "vor Hochmut und Galle toll."

Interessant ist auch ein Brief, den ein deutscher Offizier namens Techow, der wegen seiner Beteiligung an der Revolution 1848 hatte nach England fliehen müssen, nach einer Begegnung mit Marx an einen Bekannten in der Schweiz schrieb.

Bei dieser Unterredung sei, schrieb Techow wörtlich, Marx "vollständig besoffen" gewesen, was ihm, Techow, "sehr erwünscht war, denn Marx wurde offenherziger, als er gewesen wäre."

Techow gewann aus diesem Gespräch die Überzeugung, "daß der gefährlichste persönliche Ehrgeiz in Marx alles Gute zerfressen" habe. Marx "lachte über die Narren, welche ihm seinen Proletarierkatechismus nachbeten, so gut wie über Kommunisten á la Willich, so gut wie über die Bourgeoisie."

Und der russische Revolutionär Bakunin bemerkte, Marx sei so intolerant und autokratisch wie Jehova - und ebenso rachsüchtig.

Marx nannte Proudhon einen "Parvenue der Wissenschaft, der mit dem, was er nicht ist und nicht hat, sich spreizen zu müssen glaube."

In einem Brief an Engels nannte Marx den Dichter Freiligrath, der ihn wiederholt finanziell unterstützte und es dann nicht mehr konnte, "den Scheißkerl, den dicken Philister", "einen fetten Reimeschmied mit dem bepißten Pudelbewußtsein".

Als sich Freiligrath weigerte, zugunsten von Marx in einem Prozeß auszusagen, drohte Marx in einem Briefe vom 23.2.1860, ihn bei der preußischen Polizei zu denunzieren:

"Du weißt, daß ich wenigstens 200 Briefe von Dir besitze, worin hinlänglich Material, um nöthigenfalls Dein Verhältniß zu mir und zur ("kommunistischen"!) Partei zu constatieren."

Am tollsten benahm sich Marx gegenüber Lassalle. Den nannte er einen "jüdischen Nigger", "das Vieh", der, "wie auch seine Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist, von den Negern abstammt, die sich dem Zuge des Moses anschlossen - wenn seine Mutter oder Großmutter von väterlicher Seite sich nicht mit einem Nigger kreuzten."

Und von den deutschen Arbeitern schrieb Marx an Engels: "Komplettere Esel als diese deutschen Arbeiter gibt es nicht!" Und: "Die deutschen Hunde schätzen den Wert der Bücher nach dem Kubikinhalt." Aber persönliche Feinde hatte Marx - laut Engels nicht.

Diese Kostproben mögen genügen. Die genauen Quellenangaben sind zu finden in der Schrift von Georg Ertl: "Der gute Mensch von Trier - Karl Marx wie ihn niemand kennt."

Man wird in den Schriften und Briefen Silvio Gesells nicht eine einzige Stelle mit einer derartigen Boshaftigkeit finden. Gesell war ein Menschenfreund - Marx war ein Menschenverächter.

Nur gegenüber Friedrich Engels konnte Marx sich so etwas nicht leisten, denn von einem Teil des Mehrwertes, den Engels aus den unterbezahlten englischen Arbeitern herauspreßte, lebten Marx und seine Familie bis zu seinem Tode.

Am 29.11.1848 schrieb Marx an Friedrich Engels, der als Leiter einer englischen Zweigfabrik von seinem Vater, einem Großkapitalisten im damaligen Elberfeld, mit Geld kurz gehalten wurde und daher die finanziellen Wünsche von Marx nicht genügend erfüllen konnte: "Ich habe einen sicheren Plan entworfen, Deinem Alten Geld auszupressen, da wir jetzt keines haben.'

An seinem Grabe aber sagte Engels: "Er ist tot - verehrt, geliebt und betrauert von Millionen von werktätigen Genossen."

Die "deutschen Hunde" und "kompletten Esel" eingeschlossen? Werktätig war Marx übrigens nie!

Die roten Diener der Massen

Der antiautoritäre Gesell war allerdings nicht in dem Sinne massenfeindlich wie die Zyniker und Massenverächter Lenin, Trotzki, Stalin, Hitler, Goebbels und Mussolini. Diese Vaterfiguren haben die Massen beschworen und vorgegeben, ihnen zu dienen (Mao: "Dem Volke dienen"), sie in Wirklichkeit aber manipuliert und verheizt und sie gegebenenfalls nach jenen Methoden massakriert, wie es der bolschewistische Volkskommissar für Justiz, Krylenko, seinen Henkersknechten empfahl: "Wir dürfen nicht nur die Schuldigen hinrichten. Die Hinrichtung der Unschuldigen wird die Masse noch weit mehr beeindrucken" . Da ist doch alles klar: mit "barbarischen Methoden ... gegen die Barbarei".

Ditfurth wirft Esoterikern, Tierschützern, Gesellianern und vielen anderen "menschenverachtende Positionen" und sogar "Menschenhass" vor. Nicht Esoteriker, Tierschützer und Gesell, sondern Lenin und Trotzki haben jene Massen, deren Individuen gemeinsam in freier Übereinstimmung für ihre Emanzipation von Unterdrückung und Ausbeutung kämpften, die Arbeiter und Matrosen von Kronstadt und die Bauern der Machno-Bewegung, massakriert und noch die Toten diffamiert. Sicherlich: nicht aus Menschenhass, aber aus Menschenverachtung und "nur" auf Grund "historischer Notwendigkeit". Gesell hat den "Massen" der Münchener Rätebewegung als Volksbeauftragter für Finanzen gedient, bis die Kommunisten den anarchistisch dominierten Rat der Volksbeauftragten wegputschten, damals noch mit (relativ) "friedlichen Mitteln". Ihre Genossen in der frühen Sowjetunion haben die dortige Massenbewegung der freiheitlichen Bauern- und Arbeiterräte im Blut ertränkt. Aber was soll´s, "entschlossene Menschenliebe ist niemals blutscheu" (Thomas Mann).

Von diesen roten Massenmördern, die sich anmassen, über Leichen gehen zu dürfen, weil sie mit letzter "wissenschaftlicher" Sicherheit "wissen", damit der Menschheit und dem Weltgeist zu dienen wie jene Hexenverfolger, die glaubten, Frauen lebendig verbrennen zu dürfen, weil das gottgefällig sei und dem Seelenheil dieser "Hexen" diene, hebt sich jener Mensch, den Ditfurth und ihre Hexenjäger zu einem Wegbereiter in die Barbarein stempeln wollen, auf das Angenehmste ab. Robert Anton Wilson zum Beispiel zeichnet eine anderes Bild von Gesell: "Der einzige utopische Ökonom, den ich je mochte, war Silvio Gesell. Selbstverständlich war Gesell ein Geschäftsmann und kein Akademiker oder Ideologe, also hatte er gesunden Menschenverstand... / Ich weiss nicht, ob diese [freiwirtschaftliche] Utopie in der Praxis genauso reibungslos wie in der Theorie funktionieren würde, aber meine Bewunderung für Gesell hat einen anderen Grund. Er [der sich für eine zentrale Boden- und Währungsverwaltung einsetzte und von Kommunen nicht viel hielt] setzt auch voraus, dass die Regierung interne Kolonien oder utopische Gemeinschaften zulassen und unterstützen sollte, wo Menschen mit rivalisierenden wirtschaftlichen Vorstellungen sich zusammenschliessen könnten, um die Tragfähigkeit ihrere eigenen Idealvorstellungen zu beweisen. / Er sagt sogar, dass wenn eine dieser Kolonien sich als besonders erfolgreich herausstellen sollte, deren Ideen anstelle seiner eigenen eingesetzt werden sollten. / Ich kann mir diese tollen Ideen nur dadurch erklären, dass Gesell sich nicht für unfehlbar hielt. Kein Wunder, dass so wenige Menschen je etwas von Gesell gehört haben. Er besass nicht den Fanatismus, der anscheinend erforderlich ist, um eine utopische Bewegung auf breiter Front in Bewegung zu setzen."

(Abschnitt von Klaus Schmitt: Entspannen Sie sich, Frau Ditfurth! )

Der antisemitische Wortschatz des Karl Marx

Na, wem sind diese Aussagen wohl zuzuschreiben?

  1. "Welches ist der wirkliche Grund des Judentums? Das praktische Bedürfniss, der Eigennutz. / Welches ist der weltliche Kultus des Juden? Der Schacher. / Welches ist sein weltlicher Gott? Das Geld."
  2. "Der Kapitalist weiss, dass alle Waren, wie lumpig sie immer aussehen oder wie schlecht sie immer riechen, im Glauben und in der Wahrheit Geld, innerlich beschnittene Juden sind, und zudem wundertätige Mittel, um aus Geld mehr Geld zu machen."
  3. "So finden wir, dass hinter jedem Tyrannen ein Jude, wie hinter jedem Papst ein Jesuit steht. Wahrlich, die Gelüste der Unterdrücker wären hoffnungslos, die Möglichkeiten von Kriegen unvorstellbar, gäbe es nicht eine Armee von Jesuiten, das Denken zu drosseln, und eine Handvoll Juden, die Taschen zu plündern."
  4. Wer benutzte folgendes Vokabular in Bezug auf Juden: das "Jüdchen", der "Itzig", "das Vieh", "wasserpolackischer Jude", "ein pfiffig aussehendes Jüdel"; behauptet, die Juden "vermehren sich wie Filzläuse"; und berichtet über einen Badeort: "Viele Juden und Flöhe hierselbst"?
  5. Der Autor folgender Zeilen wisse, dass die "Kopfbildung und der Haarwuchs" eines bestimmten Juden "von den Negern abstammt", und freut sich: "Der jüdische Nigger ... hat glücklich wieder 5000 Taler in einer falschen Spekulation verloren." Desweiteren versichert dieser Schreiber, dass er das neu erschienene Buch dieses "jüdischen Niggers", dessen "Zudringlichkeit ... niggerhaft" sei, nur lesen werde, wenn es "nicht nach Knoblauch duftet". Und dieser "Lazarus, der Aussätzige, ist .. der Urtyp des Juden ...".

Alle Zitate sind von dem berühmten Kommunisten und Humanisten Karl Heinrich Marx, das unter a. aus Zur Judenfrage [1], das unter b. aus dem Kapital [2], das unter c. aus einem anonym veröffentlichten englischsprachigen Zeitungsartikel [3]. Die Zitate unter d. und e. sind aus Briefen an Engels [4]. Mit "Itzig", "jüdischer Nigger" und "Lazarus, der Aussätzige" ist Marxens Konkurrent gemeint: der Gründer des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins Ferdinand Lassalle. Aber auch andere, zum Beispiel seinen jüdischen Verleger Duncker, belegt er mit antisemitischem Vokabular.

  1. K. Marx: Zur Judenfrage, MEGA (1927 - 35) I / 1, S. 601, oder MEGA (1982) I / 2, S. 164
  2. Ders.: Das Kapital IV / 1, Hamburg 1867 - 94, S. 117
  3. The Russian Loan. NYDT 4. 1. 1856, S. 4, zit. bei Silberner, aaO. (Anm. 6), S. 33
  4. Die Quellen sind nicht in der gleichen Reihenfolge wie die Zitate im Text angegeben:

    Zu d.: MEGA II, S. 392 (Brief vom 24. 5. 1859); S. 393 (25. 5. 1859); S. 469 (9. 2. 1860); III (1930), S. 20 (10. 5. 1861); .S. 82 u. 83 (30. 7. 1862); S. 233 (11. 2. 1865); E. Silberner, aaO. S. 31

    Zu e.: MEGA II (1930), S. 259 (Brief vom 22. 12. 1857); III (1930), S. 82 u. 84 (30. 7. 1862); IV S. 490 / 25. 8. 1879

 

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