/Kolitik/Exzerpte/Christian Christen 'Globalisierung und Beschäftigung'


Beschreibung

gutes Zahlenmaterial, destruiert ein paar Ideologische Mythen

Team:

Peter

Thema:

Christian Christen 'Globalisierung und Beschäftigung'

Quelle:

original | bei mir lokal

Art :

Exzerpt, Anmerkungen in (), Zitate kursiv

Abkuerzungen:

Version:

1.lesung

Letzte bearbeitung:

08.12.01


A) Grundlegende ökonomische Zusammenhänge

1. Kapitalknappheit und Kapitalüberfluss

Konstatiert:

  1. Erhöhung des gesamtökonimischen Outputs

  2. stagnierende Löhne

  3. stationäre hohe Arbeitslosigkeit


-Frage ist der Zus. zw Entwicklungen auf Globalisierung gerichteter Wirtschaftspolitik
-Problem in Industriestaaten ist Unterkonsumtion, bzw Kapitalüberfluß


-im Gegensatz zur gesamtwirtschaftlich nicht zu belegenden These des fehlenden Investitionskapitals auf Grund zu geringer Profitraten
-dieses ist nur ein partielles Problem, disproportionale Entw. und kann durch wirtschaftspolitsche Förderung und Steuerung überwunden werden
-bei nachholender Industrialisierung hat man fehlendes Kapitalknappheit


-anders ist das bei relativ hoher Entw der Akk, steigendes Mehrprodukt

Die Arbeitsproduktivität steigt dort auf einen hohen Wert, der Kapitalbedarf für Investitionen sinkt relativ zu den vorhandenen Mitteln und die Produktionsverhältnisse verhindern einen ständigen Zuwachs des Massenkonsums. Das Wachstum verlangsamt sich trotz Produktivitätsfortschritt und die Investitionen in Realkapital gehen zurück, was zur Arbeitslosigkeit führt. Der Mangel an Konsumgüternachfrage und die fehlende Transformation des Mehrprodukts in gesellschaftlichen Fortschritt, für Arbeitszeitverkürzung, eine bessere soziale Sicherung, steigende Ausgaben für Kultur, Bildung, Umweltschutz, sind damit die Entwicklungsschranken des Systems. Die modernen Gesellschaften leben also nicht über ihre Verhältnisse, sondern nutzen ihre ökonomischen und sozialen Möglichkeiten nicht und fallen ständig hinter das bereits erreichte sozioökonomisches Niveau zurück. (#)


-diese Ergebnisse können genutzt werden durch:

  1. die Haushalte der Gewinnbezieher, hoher Lohneinkommensbezieher; begrenzt

  2. den Staat(Haushaltsdefizit); gilt als Sünde, wird bekämpft

  3. oder Exportüberschüsse; machen möglichst alle Nationen wegen innerem Defizit

Schon alleine die Erwähnung des Begriffs der Unterkonsumption in diesem Zusammenhang rüttelt jedoch an einem wirtschaftspolitischen Tabu, denn damit wird behauptet, „...dass Armut in entwickelten kapitalistischen Ländern angesichts des Standes der Produktivkraftentwicklung eigentlich vermeidlich ist, was Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen, unter denen produziert wird, und damit die Forderung nach Reform auslöst.“ (#)

2. Investitionen


? warum werden diese Mittel nicht für Investition benutzt
(Was sind Mittel ? kommt doch auf die Form des Mehrproduktes an, zB Äpfel, oder geht er gleich von Geld oder PN aus.)

Zunächst einmal heißt Investition nicht generell Investition in Beschäftigung oder Realkapital. Für die Produktion ist zu unterscheiden in Erweiterungs- und Ersatzinvestitionen, sowie Investitionen in Prozess- und Produktinnovationen. Sind die Erwartungen getrübt und die bestehenden Kapazitäten nicht ausgelastet, so wird es zu keinen Erweiterungen kommen. (#)


-sowieso niedrige Auslastung der Produktionsmittel kann Konsumsteigerung schon decken !
-also wird eher in Rationalisierung investiert
-neue Produkte bedürfen ganz anderer Investitionsvolumen

Selbstverständlich werden die in den Unternehmen verbleibenden Mittel für mehr als nur Rationalisierung- und Ersatzinvestitionen genutzt. Den größten Anteil daran haben aber Investitionen in Beteiligungen und Fusionen, Finanzanlagen oder zur Erschließung ausländischer Märkte. (#)

Schon alleine der Erhalt eines gegebenen Beschäftigungsniveaus bei konstantem Lohnsatz und steigender Arbeitsproduktivität erfordert eine Investitionsquote, die gegen 1 (100%) strebt. (#)

Tatsächlich zeigt sich nämlich, dass die Investitionsquote einen Bruttowert von 25% nicht überschreitet, sondern der Tendenz nach im Zeitverlauf sinkt. (#)

3. Veränderung des wirtschaftspolitischen Ordnungsrahmens

Es sollte etwas klarer geworden sein, dass die wirtschaftliche Ursachen der Probleme auf dem Arbeitsmarkt im Binnenbereich liegen. (#)

Die Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit heißt konkret:

  1. Radikale Kostensenkung

  2. Eine strategischer Industriepolitik zur Herstellung, Sicherung und zum Ausbau von Wettbewerbsvorsprüngen

  3. Eine nationale Geldpolitik die der Inflationsbekämpfung dient

(#)

Dies zeigt sich auch bei der Entwicklung der Lohnstückkosten, die nämlich stärker als von den Lohnverhandlungen durch die Währungsrelation bestimmt werden: .. (#)


-Wechselkursschwankungen sollten durch die Arbeiter getragen werden in Form niedrigerer Löhne

"..Um die deutschen Unternehmen, wie es Fels fordert, von der Wechselkursentwicklung zu entlasten, dürfte die Lohnerhöhung hierzulande also nicht höher ausfallen als 2,4 Prozent (5,0 Prozent US-Steigerung abzüglich 2,6 Prozent D-Mark-Aufwertung). Diese Steigerung läge jedoch deutlich unterhalb der deutschen Inflationsrate in jenem Zeitraum von etwa 3,2 Prozent pro Jahr. Eine solche Lohnpolitik würde also zu einem Kaufkraftverlust von jährlich knapp einem Prozent führen.“[16] (#)


-widersprüchliche Momente der Finanzpolitik

  1. Export braucht relativ eine schwache Währung, Wert der Währung darf nicht überproportional steigen

  2. gleichzeitig starke Währung für Einkauf, Investition im Ausland, Fusion, Beteiligung, Anforderung des Finanzkapitals (!)

Zusammengenommen verursachten dies Veränderung der Wirtschaftspolitik, wie sie noch bis Mitte der 70er Jahre verfolgt wurde: Weg von einer binnenwirtschaftlichen Belebung durch Wachstum, Beschäftigungszuwachs, Erhöhung der Masseneinkommen und Ausbau der sozialen Sicherung in Verbindung mit einem aktiven Wohlfahrtsstaat hin zur Antiinflations und Sparpolitik, die Preisstabilität als höchstes Ziel ansieht und eine permanente Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit mittels eines aktivierenden Wettbewerbsstaat umsetzt. Das ist im wesentlichen gemeint, wenn von einer exportorientierten Politik gesprochen wird bzw. wie sich die Globalisierung in Realpolitik übersetzt. (#)

B. Globalisierung

1. Der Welthandel und die Bundesrepublik[19]

Im folgenden Abschnitt werden nur einige Daten zum Handel, speziell den Exporten aus der Bundesrepublik, und zur Funktion der durch deutsche Unternehmen getätigten ausländischen Direktinvestitionen präsentiert. Ziel ist, die Folgen der strukturellen Veränderungen, die sich durch eine primäre Ausrichtung der Volkswirtschaft auf den Export ergeben, zu skizzieren. Die Eingangs erwähnte These von der Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer, die als Ursache für die steigende Arbeitslosigkeit bei uns immer wieder angeführt wird, soll dabei ebenfalls anhand aggregierter Daten überprüft werden. (#)

Der intra-industrielle Handel macht dabei ca. 2/3 der gesamten Exporte aus. (#)


-dh Entwicklungsländer nehmen kaum am Welthandel teil

Eine Verschlechterung der deutschen Position im Handel z.B. durch zu hohe Kosten am Standort Deutschland, ist nicht zu belegen. Ganz im Gegenteil ist ein permanenter Anstieg des Ausfuhrüberschusses, die Differenz zwischen den Im- und Exporten, in den letzten Jahren zu verzeichnen (siehe Abb. 3). (#)

Um den Außenbeitrag der Exporte zum Bruttosozialprodukt für 1997 zu erhalten müssen die 886 776 Mrd. DM zum Bruttosozialprodukt (BSP) in Höhe von ca. 3,7 Billionen DM ins Verhältnis gesetzt werden. Der Außenbeitrag beträgt demzufolge ca. 25%. D.h. mit anderen Worten, dass ca. 75% des BSP aus dem Binnenmarkt resultieren. (#)

2. Direktinvestitionen in Billiglohnländer?

2.1 Definition

Als Direktinvestitionsbeziehungen gelten seit Januar 1999 grenzüberschreitende Unternehmensbeteiligungen von 10% und mehr (bisher über 20%) des Kapitals oder der Stimmrechte. Neben dem Beteiligungskapital zählen auch reinvestierte Gewinne und von den Eignern zur Verfügung gestellte Kreditmittel zu den Direktinvestitionen.[20](#)

2.2 Fusionen: Entwicklung und Ursachen


-grenzüberschreitende Fusionen und Joint venture sind gegenüber direkten Produktionsorten hier weit wichtiger

Trotz dieser Motive zur Investition im Ausland und der steigenden Bedeutung transnationaler Konzerne sind klare Einschränkungen bezüglich des Internationalisierungsgrades von Unternehmen und ihrer weltweiten Mobilität zu treffen: Nach wie vor ist die „Heimatorientierung und der nationale Standort“ ausschlaggebendes Moment sämtlicher Unternehmensaktivitäten. Dies beinhaltet sowohl die Produktionsstruktur, den Handel mit Waren und Dienstleistungen, der Investitionstätigkeit und den Rückflüssen der Gewinne sowie der getätigten Forschungs- und Entwicklungsausgaben.[24](#)

2.3 Regionale Struktur der Zu- und Abflüsse

In den letzten Dekaden wuchsen die ADI weltweit von ca. 500 Mill. US$ Anfang der 80er Jahre auf ca. 2 Billiarden US$ (insgesamt) in den 90er Jahren. Ein Ende des Wachstums ist trotz jüngster Krisen in den Schwellenländern nicht abzusehen, zumal die Restrukturierung in fast allen Branchen auf Hochtouren läuft.(#)

Der komparative Vorteil der geringen Arbeitskosten greift schon lange nicht mehr, um Investitionen anzuziehen, jedenfalls wenn man nach den offiziellen Zahlen geht. Ganz im Gegenteil wird aus den niedrigeren Personalkosten durch die massive Produktivitätsentwicklung in den Industrieländern immer mehr ein komparativer Nachteil für die sogenannten Billiglohnländer. An der These von massiven Unternehmensverlagerung durch die Globalisierung ist dementsprechend mehr ideologisches als reales. (#)

Für die Bundesrepublik ermittelte bereits 1997 das Ifo-Institut in einer Studie die wichtigsten Gründe, warum eine Investition im Ausland vorgenommen wurde: Hauptargument ist die Erschließung internationaler und nationaler Märkte gefolgt von der Teilnahme am Wachstum dieser Märkte und der Sicherung bereits bestehender Absatzmärkte im Zielland. Zuletzt genannte Gründe sind geringere Lohnkosten und niedrigere Steuern, die jedoch in der wirtschaftspolitischen Diskussion immer als Hauptmotiv bezeichnet werden.(#)

Generell ergibt sich aus der Faktenlage zur regionalen und sektoralen Verteilung der ADI folgender Zusammenhang: Ist die Binnennachfrage gering, u.a. in Folge einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik, bemühen sich die Transnationalen Konzerne ihren Absatz im Ausland zu erhöhen. Durch den Aufbau von Produktionsstätten und Präsenz vor Ort wird versucht, jenseits der eigenen Grenzen die Produktion und damit den Gewinn zu steigern. Es werden dafür Vertriebs- und Servicenetze errichtet, die den Export aus dem Heimatland unterstützen. Da es sich bei den ADI vor allem um Investitionen im Dienstleistungsbereich zur Leistungserbringung vor Ort handelt (Export ist nicht möglich), spielt die Lohnhöhe dafür keine Rolle. (#)

C. Binnenwirtschaftliche Veränderungen

1. Produktivität, Wachstum und Strukturwandel

In den beiden vorangegangenen Abschnitten wurden generelle theoretische und empirische Zusammenhänge aufgezeigt, die das Bild von der Globalisierung und den damit verbundenen politischen Veränderungen präzisieren sollten. In diesem Abschnitt geht es vor allem um ökonomische und folglich auch soziale Strukturveränderung. (#)


-erhöhte Arbeitslosigkeit folgt aus inneren Entwicklungen und nicht dem Abwandern von Produktion in Billiglohnländer

Demzufolge wird der Abbau von industriellen Arbeitsplätzen nicht unmittelbar auf den Nord-Süd-Handel zurückgeführt. Ausschlaggebender ist der Handel zwischen den Industrieländern, der für eine permanente Produktivitätssteigerung sorgt und bei der gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Ausrichtung das Beschäftigungsproblem verursacht.(#)

Die Zunahme der privaten Nachfrage nach konsumnahen Dienstleistungen kann den sektoralen Strukturwandel hin zum Dienstleistungskonsum jedoch nicht erklären. Auch hierfür war der Ausbau des öffentlichen Sektors entscheidend. Nur so konnten sich die konsumnahen Dienstleistungsbranchen überhaupt entwickeln. (#)

Die zunehmende Verwissenschaftlichung der Produktion erhöht dabei die Nachfrage nach Dienstleistungen in den Bereichen Finanzierung, Forschung und Entwicklung, Organisation und Marketing. (#)

Gleichzeitig erfordert die Exportorientierung und die internationale Arbeitsteilung über den intra-industriellen Handel eine veränderte Produktionsstruktur, wie sie durch die Tertiarisierung der Wirtschaft zur Verfügung gestellt wird. Denn Transport, Kommunikation, Service und Organisation werden immer wichtiger.(#)


(Hierbei dürfte die Zergliederung und Auslagerung von Produktionsfunktionen eine grosse Rolle spielen, von gemieten Lager- und Transportkapazitäten bis zur klassischen juristischen oder buchhalterischen Unterstützung)

Nach dem Mikrozensus von 1995 erbrachten sogar 83% der Erwerbstätigen in der Bundesrepublik im weitesten Sinne Dienstleistungen. (#)

Vergleicht man dabei die Zahlen den realen Zuwachs des BIP pro Erwerbstätigen zwischen Deutschland und den USA, so ergibt sich für Deutschland eine Steigerung von ca. 1,8% pro Jahr (1980-1996), während es im gleichen Zeitraum in den USA nur einen Zuwachs von 0,9% gab. Die unterschiedliche Produktivitätsentwicklung kumulierte sich damit auf einen Rückstand der USA gegenüber dem Produktivitätswachstum in Deutschland von 20%. (#)

2.6 Ein kurzes Fazit

Wie dargestellt weist Deutschland von allen Vergleichsländern, also den Hauptkonkurrenten auf dem Weltmarkt, das mit Abstand schwächste reale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts auf. Der überdurchschnittliche Rückgang der Lohnstückkosten bei uns durch Rationalisierung, Lohnzurückhaltung und Produktivitätssteigerung hat die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen gestärkt und die Hinwendung zum ausländischen Markt gleichzeitig für viele als überlebensnotwendig erscheinen lassen. (#)


last update 08.12.01